Es herrschte sehr schlechtes Wetter. Starker Wind blies unablässig von Nordwesten her und machte der Rangoon zu schaffen. Das unstabile Schiff schwankte heftig, und die Passagiere beobachteten voller Furcht die langen, gefährlichen Brecher.
Vom 3. bis zum 4. November wuchs der Wind zu einem Sturm. Die Rangoon musste beidrehen und die Wellen schräg anschneiden, um nicht zu kentern. Das Schiff verlor erheblich an Geschwindigkeit, und die Reisenden mussten mit einer beträchtlichen Verspätung rechnen.
Phileas Fogg beobachtete das aufbrausende Meer mit gewohntem Gleichmut. Fast hätte man meinen können, dieser Sturm wäre einkalkuliert.
Nur Mr. Fix war dankbar. Auch wenn er unter großer Übelkeit litt, freute er sich, dass Mr. Fogg durch die Verspätung einige Tage Aufenthalt in Hongkong haben würde.
Passepartout konnte seine Aufregung nicht verbergen. Er schimpfte und wütete, und quälte die Besatzung mit den immer gleichen Fragen. Die staunten nicht schlecht, als der Franzose wie ein Affe in der Takelage herum kletterte und überall mit Hand anlegte.
Schließlich legte sich der Sturm im Laufe des 4. Novembers und die Wogen glätteten sich. Die Rangoon nahm wieder hohe Geschwindigkeit auf. Trotzdem mussten sich die Passagiere damit abfinden, dass der Zeitverlust nicht mehr vollkommen aufzuholen war. Erst am 6. November um 5 Uhr morgens kam Land in Sicht.
In Mr. Foggs Reiseplan war der 5. November als Ankunftstag notiert. Er kam also um 24 Stunden zu spät an, und das Schiff nach Yokohama war sicher längst fort.
Als ein Lotse an Bord kam, um den Dampfer in den Hafen von Hongkong zu leiten, fragte Phileas Fogg diesen, wann das nächste Schiff nach Yokohama ginge.
"Morgen, mit dem Morgenhochwasser", erwiderte dieser.
"Soso", sagte Mr. Fogg gelassen. Passepartout hätte den Lotsen am liebsten umarmt, während Fix Mordgelüste bekam.
"Wie heißt das Schiff?", fragte Mr. Fogg.
"Die Carnatic."
"Sollte die nicht schon am 5. abfahren?"
"Sie haben Recht, aber einer ihrer Dampfkessel musste repariert werden, sodass sich die Abfahrt um zwei Tage verschob."
"Besten Dank", sagte Phileas Fogg und begab sich wieder in den Salon.
Der Lotse lenkte den Dampfer durch eine unübersehbare Menge von Dschunken, Haus- und Fischerboten, die die Hafeneinfahrt verstopften. Um 1 Uhr mittags legte die Rangoon am Kai von Hongkong an, und die Passagiere gingen an Land.
Diesmal war es also reiner Zufall, dass Mr. Foggs Vorhaben nicht scheiterte. Ohne den Maschinenschaden wäre die Carnatic tatsächlich am 5. November ausgelaufen und der nächste Dampfer wäre erst in einer Woche losgefahren.
Die 24 Stunden, die er verloren hatte, waren kein Problem, denn das Postschiff von Yokohama nach San Francisco wartete jeweils auf das Postboot aus Hongkong. Die verlorene Zeit konnte Phileas Fogg auf der 22-tägigen Reise über den Pazifik leicht wieder einholen. Er konnte also sein Programm einhalten, obwohl er bereits 35 Tage unterwegs war!
Die Carnatic sollte am 7. November um 5 Uhr früh in See stechen. Also blieben Mr. Fogg sechzehn Stunden, um die Angelegenheiten von Mrs. Aouda zu klären.
Während Passepartout der jungen Frau in einem Hotel Gesellschaft leistete, machte sich Phileas Fogg auf zur Börse. Einen angesehenen Geschäftsmann, wie es der Vetter von Mrs. Aouda war, kannte dort bestimmt irgend jemand. Er hatte Erfolg. Der reiche Parse war tatsächlich bekannt. Leider, teilte man Mr. Fogg mit, sei Jejeeh, so hieß der Vetter, nach Europa, vermutlich nach Holland ausgewandert.
Als Mr. Fogg im Hotel angekommen, der jungen Frau die Umstände erklärte, presste die die Hand an ihre Stirn und fragte mit sanfter Stimme: "Was soll ich jetzt tun, Mister Fogg?"
"Das ist einfach. Sie fahren mit uns weiter nach Europa."
"Aber ich kann Sie doch nicht länger belasten…"
"Sie belasten mich nicht. Passepartout, gehen Sie zur Carnatic und lassen Sie drei Kabinen reservieren."
Der treue Diener eilte überglücklich davon. Mrs. Aouda war stets so freundlich zu ihm! Und jetzt reiste sie mit Mr. Fogg und ihm zusammen weiter!