Die Erklärung der Vereinten Nationen zu den Rechten von Ureinwohnern hat die Kritik einiger Staaten auf sich gezogen. Vertreter der weltweit 370 Millionen Ureinwohner begrüßten dagegen das Dokument.
Die von den Vereinten Nationen verabschiedete Erklärung zu den Rechten der Urvölker verspricht allen Ureinwohnern, Schutz vor Diskriminierung und Ausbeutung. Darauf reagierten die Regierungen Kanadas und der USA, in denen die Urvölker der Inuit und Navajos leben, und Australiens mit scharfer Kritik. Auch Neuseeland lehnt die Erklärung ab, die das Recht der weltweit 370 Millionen Ureinwohner auf Selbstbestimmung festschreibt und ihre Ansprüche auf Land und Bodenschätze formuliert. Demnach steht Urvölkern für Gebiete, von denen sie einmal vertrieben wurden, Ersatz oder Ausgleich in anderer Form zu. Ihr eigenes Land darf grundsätzlich nicht für militärische Zwecke oder zur Entsorgung gefährlicher Stoffe missbraucht werden. Über seine Nutzung bestimmen ausschließlich die Ureinwohner selbst.
Die Gegner der Erklärung bemängeln, der Text untergrabe die staatliche Gesetzgebungshoheit und bevorteile die Ureinwohner bei Eigentumsfragen gegenüber anderen gesellschaftlichen Gruppen. Die UN-Erklärung hatte die Stimmenmehrheit erst gewonnen, nachdem das Gesetz erweitert wurde. In diesem Zusatz wurde klargestellt, dass die territoriale Integrität und politische Einheit souveräner Länder von den Rechten der Urvölker nicht eingeschränkt wird. Sie wird erst durch die Integration in die nationale Gesetzgebung der UN-Mitgliedstaaten rechtlich bindend.
Von Vertretern der Ureinwohner weltweit wurde die Verabschiedung mit Erleichterung aufgenommen. Die UN-Menschenrechtskommissarin Louise Arbour sprach von einem Triumph für die Gerechtigkeit und die Menschenwürde. Der bolivianische Präsident Evo Morales, ein Aymara-Indianer, begrüßte die Erklärung als historische Wegmarke auf dem Weg zu Selbstbestimmung. "Die ganze Welt hat jetzt anerkannt, dass der Rassismus abgeschafft werden muss", sagte Morales. "Das müssen all jene verstehen, die uns immer noch als Ignoranten, Dummköpfe oder Tiere behandeln."
Die Deklaration wurde nach 22-jährigen Verhandlungen beschlossen. Mit Nein stimmten Kanada, die USA, Australien und Neuseeland, also Staaten, deren Urvölker weite Landstriche mit wertvollen Ressourcen für sich in Anspruch nehmen. UN-Angaben zufolge beherbergen noch 70 Länder Urvölker mit eigener Sprache, Kultur und Tradition und Religion. In Bolivien machen die Angehörigen des Aymara-Volkes knapp 80 Prozent der Gesamtbevölkerung aus, in anderen Ländern sind Urvölker bis auf wenige Dutzend Angehörige zusammengeschrumpft.
GLOSSAR
jemand zieht Kritik auf sich – jemand wird von anderen mit Skepsis betrachtet
etwas begrüßen – hier: für etwas sein
etwas verabschieden – hier: etwas wird verwirklicht; etwas wird gesetzlich festgelegt
Ausbeutung, die – eine radikale Ausnutzung
Selbstbestimmung, die – die Möglichkeit, eigenständig Entscheidungen zu treffen
etwas festschreiben – etwas schriftlich erklärt und danach muss man sich richten
Anspruch, der – hier: das Recht
jemand wird vertrieben – jemand muss gegen seinen Willen seine Heimat verlassen
Ausgleich, der – eine Entschädigung, durch die wieder ein Gleichgewicht hergestellt wird
Entsorgung, die – die Beseitigung von etwas
bemängeln – kritisieren
untergraben – schwächen; zerstören
Gesetzesgebungshoheit, die – die Durchführung von Regeln für ein Land oder zu einem bestimmten Thema
Integrität, die – eine Forderung, dass idealistische Werte und das tatsächliche Alltagsleben übereinstimmen
etwas wird bindend – etwas wird Gesetz
Deklaration, die – die Erklärung
etwas für sich in Anspruch nehmen – etwas besitzen
jemanden beherbergen – jemandem Unterkunft bieten
zusammenschrumpfen – kleiner werden; weniger werden