Über Homosexualität wird an deutschen Schulen nur selten gesprochen. Auch homosexuelle Lehrer haben Angst davor, sich an ihrer Schule zu outen. Einige Bundesländer tun etwas für mehr Toleranz an Schulen.
Nur wenige schwule und lesbische Lehrer bekennen sich in der Schule offen zu ihrer Homosexualität. Schätzungen zufolge haben sich 90 Prozent der homosexuellen Lehrer zwar privat geoutet, aber nur zehn Prozent davon auch an ihrem Arbeitsplatz. Einige möchten einfach nicht über ihr Privatleben sprechen. Viele haben aber auch Angst vor den Reaktionen der Schüler.
Dass über Homosexualität an Schulen geschwiegen wird, ist in Deutschland immer noch die Regel. Zwar hat sich die Einstellung vieler Menschen gegenüber Homosexualität in den letzten Jahren positiv verändert. Aber trotzdem stößt die Toleranz schnell an ihre Grenzen. Sogar in den Niederlanden, die weltweit als erstes Land die gleichgeschlechtliche Ehe eingeführt haben, sind nur fünf Prozent der Schüler nicht gegen homosexuelle Lehrer oder Mitschüler.
Auch der schwule Lehrer Alexander Lotz wird seit seinem Outing immer wieder von seinen Schülern beleidigt. Er möchte deshalb, dass das Thema „Homosexualität“ stärker im Unterricht besprochen wird. Zum Beispiel wird im Biologieunterricht nur über Heterosexualität gesprochen. Laut Lotz erweckt das den Eindruck, dass es nur eine sexuelle Norm gibt, nach der sich alle richten müssen.
Die deutschen Bundesländer setzen sich unterschiedlich für homosexuelle Schüler und Lehrer ein. In Berlin soll es beispielsweise in Zukunft an jeder Schule einen Ansprechpartner für das Thema „sexuelle Vielfalt“ geben. In Nordrhein-Westfalen gibt es mittlerweile sechs sogenannte „Schulen der Vielfalt“, die das Thema Homosexualität mit verschiedenen Aktionen den Schülern näherbringen.Glossar
sich outen – öffentlich sagen, dass man homosexuell ist (Substantiv: das Outing)
schwul – so, dass man als Mann Männer liebt ; homosexuell
lesbisch – so, dass man als Frau Frauen liebt; homosexuell
sich zu etwas bekennen – etwas zugeben
offen – hier: ehrlich
Schätzung, -en (f.) – die ungefähre Messung
zufolge – nach Informationen von etwas/jemandem
die Regel sein – üblich sein
Einstellung, -en (f.) – hier: die Meinung eines Menschen
an seine/ihre Grenzen stoßen – hier: keine Wirkung mehr haben
gleichgeschlechtliche Ehe, -n (f.) – die Ehe eines homosexuellen Paares
etwas ein|führen – hier: eine neue Regel offiziell gültig machen
gegen jemanden/etwas sein – jemanden/etwas nicht gut finden; mit jemandem/etwas ein Problem haben
laut – hier: wie jemand gesagt hat
den Eindruck erwecken – hier: so aussehen, als ob
Norm, -en (f.) – das, was in der Gesellschaft als richtig und normal empfunden wird
sich nach etwas richten – hier: etwas befolgen
sich für etwas/jemanden ein|setzen – für etwas/jemanden kämpfen
Ansprechpartner, -/Ansprechpartnerin, -nen – die Person, die man bei einem bestimmten Problem fragen kann
Vielfalt (f., nur Singular) – die Tatsache, dass es viel Unterschiedliches von etwas gibt; hier: die Tatsache, dass es Homosexualität und Heterosexualität gibt
jemandem etwas näher|bringen – jemandem etwas erklären