Am 1. Oktober 1982 wurde Helmut Kohl Bundeskanzler und blieb es 16 Jahre lang. Höhepunkt seiner Karriere war die Wiedervereinigung Deutschlands. Ein Skandal um illegale Parteispenden beendete schließlich seine Amtszeit.
Helmut Kohl beeinflusste eine ganze Generation, denn kein Bundeskanzler vor oder nach ihm regierte so lange. Doch er wurde von den Deutschen oft unterschätzt: Sein Lieblingsgericht Saumagen, seine Vorliebe für Strickjacken oder die behäbige Art des 1,93 Meter großen, sehr beleibten Politikers boten Anlass für die populären „Kohlwitze“. Dabei hatte Helmut Kohl als Bundeskanzler klare Ziele und war sehr erfolgreich.
Schon mit 17 Jahren wurde er Mitglied in der Partei Christlich Demokratische Union (CDU). Zunächst war er in seinem Bundesland Rheinland-Pfalz politisch aktiv, ab 1973 dann als Parteichef der Bundes-CDU. Am 1. Oktober 1982 wurde er außerdem zum Bundeskanzler und somit zum mächtigsten Politiker im Land gewählt. Zu Beginn kritisierte man ihn allerdings: Kohl hatte den Ruf, politische Probleme nicht zu lösen, sondern „auszusitzen“.
Als 1989 die Mauer fiel, war Helmut Kohl auf dem Höhepunkt seiner politischen Karriere. In Ostdeutschland sah man ihn zunächst als Star, weil er sich für die schnelle Einheit Deutschlands einsetzte und den Menschen „blühende Landschaften“ versprach. Doch es gelang ihm trotz politischer Programme nicht, die Lebensbedingungen im Osten denen im Westen anzugleichen. Der Prozess verlief nur schleppend und Kohls Beliebtheit sank.
Gegen Ende seiner Amtszeit setzte sich Kohl gemeinsam mit dem französischen Präsidenten François Mitterand erfolgreich für gute politische und wirtschaftliche Beziehungen innerhalb Europas ein. Doch dieser Erfolg dauerte nicht lange. Durch einen großen Skandal um illegale Spenden bei der CDU geriet Kohl immer mehr in Bedrängnis. Nach der Bundestagswahl 1998 musste er abtreten und zog sich in der Folgezeit auch als Parteichef aus der Politik zurück. Aber trotz des Spendenskandals bleibt Kohl der „Kanzler der Einheit“ und wird für seine Leistungen als Politiker gewürdigt.
Glossar
Kanzler/in, der/die – hier: der deutsche Bundeskanzler, der deutsche Regierungschef
deutsche Einheit, die – die Vereinigung von Ost- und Westdeutschland im Jahre 1990
Höhepunkt, der – hier: der größte Erfolg
Karriere, die – der berufliche Weg; der Erfolg im Beruf
Wiedervereinigung, die – → die deutsche Einheit
Parteispende, die – das Geld, das eine Partei von Mitgliedern oder anderen Personen geschenkt bekommt
von jemandem unterschätzt werden – von jemandem nicht so gut beurteilt werden, wie man eigentlich ist
behäbig – schwerfällig, gemütlich; etwas langsam
beleibt – bei Personen für: sehr dick
Anlass für etwas bieten – ein Grund für etwas sein
Bund, der – hier: die Bundesregierung
etwas aussitzen – hier: abwarten, bis sich die Probleme von allein lösen
die Mauer – hier: die frühere Grenze zwischen Ost- und Westdeutschland
sich für etwas einsetzen – sich um etwas bemühen; für eine Sache kämpfen
blühenden Landschaften, die – hier umgangssprachlich für: eine positive Zukunft
etwas verläuft schleppend – hier: etwas passiert sehr langsam und ist problematisch
in Bedrängnis geraten – in eine problematische Situation kommen
Bundestagswahl, die – die Wahl des deutschen Parlaments
jemand tritt ab – jemand gibt sein Amt ab
jemand zieht sich aus etwas zurück –jemand ist in einer Sache nicht mehr aktiv
jemanden für etwas würdigen – jemanden für etwas loben