Hochbegabte Kinder haben weit überdurchschnittliche Fähigkeiten und oft auch besondere Interessen. Meistens sind sie den anderen Kindern in ihrem Alter weit voraus. Das bringt häufig Probleme mit sich.
Wie die meisten hochbegabten Kinder konnte die kleine Ilka schon vor der Einschulung lesen, schreiben und rechnen. Ihre Eltern beschlossen, sie schon mit fünfeinhalb Jahren einzuschulen, doch es war eine schwierige Entscheidung: "Mit fünfeinhalb ist sie eine der Kleinsten, der Jüngsten - auch wenn der Geist vielleicht schon sieben oder acht ist", sagt ihre Mutter Katrin Mattes. "Aber im Kindergarten fühlte sie sich unterfordert."
Die Früheinschulung kann auch zur Enttäuschung werden: wenn ein Kind schon vor Schulbeginn sehr gut lesen und rechnen kann, dann fühlt es sich unterfordert und erlebt den Unterricht als langweilig. Deshalb entscheiden sich manche Eltern dafür, ihr Kind eine oder sogar mehrere Klassen überspringen zu lassen. Eine andere Lösung ist, hochbegabte Kinder in speziellen Förderklassen zu unterrichten. Doch diese Lösung ist umstritten, denn die Schule übernimmt auch eine wichtige soziale Aufgabe: Kinder müssen in der Gemeinschaft lernen, mit verschiedenen Menschen gut auszukommen.
Auch das Spielen bringt für hochbegabte Kinder manchmal Probleme, da sie sich oft für Spiele interessieren, die erst für ältere Kinder geeignet sind. Emma ist vier Jahre alt und interessierte sich schon als Baby für Brettspiele. Mit drei Jahren fing sie an, Monopoly zu spielen, das eigentlich erst für Kinder ab acht Jahren geeignet ist. Für Gleichaltrige sind diese Spiele oft zu schwierig und die Älteren haben keine Lust, mit einem so kleinen Kind zu spielen.
Nicht nur hochbegabte Kinder, sondern auch die Eltern stoßen auf Unverständnis, Vorurteile oder Neid. Manchmal leiden sogar alte Freundschaften darunter. Einige Menschen glauben, dass nicht die Kinder hochbegabt, sondern die Eltern zu ehrgeizig sind. Katrin Mattes kennt solche Vorurteile nur allzu gut. "Ich fördere meine Kinder, weil sie es fordern, weil sie sonst einfach unausgeglichen sind, wenig schlafen, schlecht schlafen, unglücklich und zappelig werden ", sagt sie.
GLOSSAR
Fluch – Unglück, eine schlimme Belastung
hochbegabt sein – außergewöhnlich intelligent oder talentiert
überdurchschnittlich – mehr/ größer als bei den meisten anderen Menschen
jemandem weit voraus sein – viel besser als jemand sein
vor der Einschulung – bevor sie zum ersten Mal in die Schule ging
einschulen – (ein Kind) bei der Schule für die erste Klasse anmelden
Geist, der – hier: Verstand, Intelligenz
sich unterfordert fühlen – sich langweilen, weil die Aufgaben zu einfach sind
eine Klasse überspringen – ein Schuljahr auslassen und in einer höheren Schulklasse
weiter machen (z.B. von der ersten Klasse direkt in die dritte Klasse)
Förderklasse, die – spezieller Unterricht für Kinder, die sehr begabt oder unbegabt sind
etwas ist umstritten – man ist einer Sache gegenüber sehr kritisch
mit jemandem gut auskommen – sich mit jemandem gut verstehen
geeignet – passend
Brettspiel, das – z.B. Schach, Dame, Mensch ärger dich nicht
Gleichaltrige, der/die – Kind im gleichen Alter
ehrgeizig – zu eifrig; sehr bemüht, etwas zu erreichen
unausgeglichen – unruhig
zappelig – mit hektischen, nervösen Bewegungen