Können Sie sich eine Billion Yuan vorstellen? Es könnte einige Minuten dauern, um zu verstehen, wie viel das ist. Sie könnten versuchen, sich eine Milliarde Menschen vorzustellen, die jeweils 1.000 Yuan in der Hand haben. Diese unglaubliche Zahl bezieht sich auf den zivilen Luftfahrtsektor in China, ein Industriezweig, der sich sehr schnell entwickelt.
In den letzten fünf Jahren haben die Gesamtinvestitionen in diesem Industriezweig eine Billion Yuan überstiegen. In den kommenden fünf Jahren plant China weitere 1,5 Billionen Yuan zu investieren. Diese großen Summen werfen natürlich Fragen bezüglich ihrer Verwendung auf. Der Direktor der chinesischen Behörde für zivile Luftfahrt, Li Jiaxiang sagt, dass chinesische Fluggesellschaften in den kommenden fünf Jahren weitere 1.900 Flugzeuge kaufen würden, um die jetzige Flotte um 40 Prozent zu vergrößern:
„Zum Beispiel die 200 Flugzeuge, die wir von den USA gekauft haben, waren das Kontingent für letztes, dieses und nächstes Jahr. Wir müssen für die nächsten vier Jahre Verträge mit Ländern wie den USA und Frankreich abschließen. Die Gesamtzahl der Flugzeuge, die gekauft werden, wird 400 übersteigen. Große Flugzeuge werden den Großteil ausmachen."
Es gibt zwei Flugzeugtypen, die für die zivile Luftfahrt erworben werden. Einerseits handelt es sich um große Jets, die international wettbewerbsfähig sind, andererseits um kleinere Flugzeuge, die hauptsächlich für Inlandsflüge eingesetzt werden. 2010 hat China mehr als 15 Milliarden US-Dollar für Flugzeuge aus Frankreich ausgegeben. In diesem Jahr haben chinesische Fluggesellschaften weitere 18 Milliarden Dollar in Flugzeuge aus den USA investiert. Li Jiaxiang erklärt, dass der Kauf des Airbus A380 durch China Southern nur einer von vielen wichtigen Schritten der chinesischen Fluggesellschaften sei, um ihren Einflussbereich auf dem internationalen Markt zu erweitern:
„Derzeit haben wir für Inlandsflüge schon zu viele Flugzeuge mit 150 Sitzplätzen. Andererseits haben wir zu wenige Flugzeuge für internationale Flüge, die 250 oder mehr Sitzplätze haben. Warum haben wir so wenige internationale Flüge? Der Hauptgrund dafür ist der prosperierende inländische Markt. Viele Fluggesellschaften sind nicht bereit, allzu viel Geld in Übersee-Routen zu investieren. Aber langfristig gesehen, sollten die inländischen und Übersee-Routen miteinander verknüpft und integriert werden."
China hat mit weltweit 112 Ländern Luftfahrt-Verträge abgeschlossen, die legale Flugrechte für chinesische Fluglinien im Luftraum dieser Länder vorsehen. Diese Rechte wurden von China jedoch noch nicht vollständig verwertet. Die USA haben zum Beispiel ihre Rechte für den chinesischen Luftraum gänzlich genützt, während chinesische Fluggesellschaften noch nicht einmal 50 Prozent ihres Zugangs zum amerikanischen Luftraum nützen.
Im Inland ist das Entwicklungspotential weiterhin groß. 80 Prozent der lokalen Flughäfen haben Verluste erlitten. Die Lokalregierungen müssen diese Flughäfen mit durchschnittlich zehn Millionen Yuan pro Jahr unterstützen. Doch immer mehr Städte wollen weitere Flughäfen bauen. Direktor Li Jiaxiang hält das für nachvollziehbar:
„Der Verlust ist im Vergleich zum Nutzen, den der Flughafen der lokalen Wirtschaft einbringt, gering. Der Flughafen der Stadt Yancheng in der Provinz Jiangsu zum Beispiel hat viele südkoreanische Firmen angelockt, die Geschäfte in der Nähe zu eröffnen. Diese Firmen zahlen jährlich drei Milliarden Yuan an Steuern an die Lokalregierung, und der Flughafen erhält wiederum von der Lokalregierung eine jährliche Unterstützung von 33 Millionen Yuan. Der Gewinn ist demnach 100-mal höher. Es ist leicht ersichtlich, wie die Öffentlichkeit davon profitiert."
Im Jahr 2010 haben in China insgesamt ca. 280 Millionen Menschen Inlandsflüge in Anspruch genommen. Dieses Jahr werden es wahrscheinlich 300 Millionen sein. Laut Nachforschungen der Internationalen Flughafengesellschaft erwirtschaften die Flughäfen 130 Millionen US-Dollar pro einer Million durchreisender Passagiere.
In China kann das Passagieraufkommen ganze 1,8 Milliarden Yuan pro Jahr lukrieren. Damit entstehen dann ganz nebenbei auch noch mehr als 5.000 Jobs.