145.013 Cannabisdelikte registriert der Rauschgiftbericht der Bundesregierung. Experten warnen vor einer Verharmlosung der Droge. Regelmäßiger Konsum führt zu Veränderungen im Gehirn.
Irgendwann ist er nicht mehr S-Bahn gefahren. Er hat sich einfach nicht mehr getraut. Eigentlich ist Hannes (Name von der Red. geändert) ein kräftiger Kerl, selbstbewusst schätzt er sich selbst ein. Aber wenn jemand in den Waggon stieg, der groß und breit war, wollte er nur noch raus. "Ich hatte eine leichte Paranoia", beschreibt der 19 Jahre alte Schüler seine Panikattacken. Das war im vergangenen Jahr.
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Jetzt sitzt Hannes im zweiten Stock eines Backsteingebäudes auf dem UKE-Gelände, die Jugendsuchtstation. Fünf Jahre hat er regelmäßig gekifft. Zum Schluss war ihm nichts wichtiger als der nächste Joint. Er ging nicht mehr raus und schon gar nicht in die Schule. Bis er zum zweiten Mal sitzen blieb. Hannes zog die Notbremse, er erzählte seinen Lehrerinnen von seiner Sucht – und wies sich selbst ein.
Bei 4,5 Prozent der Bundesbürger ab 18 Jahren liegt eine Cannabisabhängigkeit oder problematischer Cannabiskonsum vor. Diese Zahl aus dem Epidemiologischen Suchtsurvey hat die Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen am gestrigen Dienstag im Jahrbuch Sucht 2014 veröffentlicht. Tendenz: steigend. Das bestätigt auch der aktuelle Rauschgiftbericht der Drogenbeauftragten, nach dem Cannabisdelikte im vergangenen Jahr weiter stiegen und mit 145.013 polizeilich registrierten Straftaten (2012: 134.739) einen neuen Höchststand seit 2008 erreichten. "Besonders Jugendliche rauchen immer häufiger Cannabisprodukte – und früher", sagt Professor Rainer Thomasius, Suchtforscher und Leiter des Deutschen Zentrums für Suchtfragen des Kindes- und Jugendalters am UKE.
Regelmäßiger Konsum verändert das Gehirn
Hannes war 14 Jahre alt, als er sich zum ersten Mal einen Joint drehte. Anfangs nur ein-, zweimal die Woche. "Es hat Spaß gemacht, alles war leichter", sagt er. Dann wurde es immer mehr. Er fing an zu jobben, um sich den Stoff zu besorgen. "Irgendwann haben meine Eltern es gemerkt, aber sie konnten sich das Ausmaß nicht vorstellen", sagt Hannes, und es klingt so, als spräche er über einen anderen.
Er erfand Lügengeschichten, warum er nicht in die Schule musste. Es war wie eine Spirale, die sich immer schneller drehte. Mit 17 Jahren fing er an zu dealen. Dann brach einer seiner Kifferfreunde bei seiner Familie ein, klaute Computer und Spielekonsole. Das war wie ein Weckruf. "Ich habe begriffen, dass ich was ändern muss."
In Hamburg hat fast jeder fünfte Schüler Erfahrung mit Cannabisprodukten wie Marihuana oder Haschisch. Das ergab eine Umfrage, die die Hamburger Landesstelle für Suchtfragen im vergangenen Jahr veröffentlichte. Auf die Frage, ob sie in den vergangenen 30 Tagen Cannabis konsumiert haben, antworteten fast 13 Prozent der 14- bis 15-Jährigen mit Ja. 2009 waren es nicht mal acht Prozent.
Auch wenn nicht jeder gleich süchtig wird, sehen Suchtexperten die Entwicklung mit zunehmender Sorge. Denn: Regelmäßiger Konsum führt nach jüngsten Studien zu Veränderungen im Gehirn. Die Jugendlichen riskieren Gedächtnis-, Aufmerksamkeits- und Intelligenzdefizite. Es kann zu Entwicklungsrückständen von mehreren Jahren kommen. Auch Psychosen können ausgelöst werden. Cannabis ist zudem immer wieder auch der Einstieg für harte Drogen.
Initiative gegen "Verharmlosungstendenzen"
"Cannabis ist in den vergangenen Jahren aus dem Fokus der Suchtprävention geraten", sagt Suchtforscher Thomasius. Wie andere Experten wartet er dringend auf die Ergebnisse über den Cannabiskonsum im Rahmen des 2012 durchgeführten Jugendsurveys, die noch nicht veröffentlicht wurden. Denn er sieht noch einen Faktor für den Konsumanstieg: die aktuelle Legalisierungsdebatte für Cannabisprodukte. In den USA erlaubt fast die Hälfte der Bundesstaaten den medizinischen Einsatz von Marihuana. Colorado hat es für den Privatgebrauch freigegeben.
In Deutschland fordern Rechtsprofessoren vehement eine Reform des Betäubungsmittelgesetzes. Derzeit gilt die widersprüchliche Regelung, dass zwar der Konsum von Cannabis erlaubt ist, nicht aber der Besitz – wenn dieser einen Wirkstoffgehalt von 7,5 Gramm THC (Tetrahydrocannabinol) übersteigt. "Jugendliche denken, wenn Erwachsene über die Gefährlichkeit von Cannabisprodukten streiten, kann es so schlimm nicht sein", sagt Thomasius. Die Gesundheitsbehörde will den "Verharmlosungstendenzen" etwas entgegensetzen. 50.000 Euro stehen für eine Aufklärungskampagne bereit, die gerade vorbereitet wird. Geplant ist auch ein Wettbewerb für Plakate und Videos, an dem Jugendliche sich beteiligen können. Der Start der Aktion ist im Herbst.
据德国《世界报》4月23日报道,根据德国联邦政府毒品事务部本周二公布的2014年德国毒品问题报告,去年德国的大麻吸食量呈现出上升趋势。相关专家指出,特别是青少年吸食大麻的次数更频繁,而且开始吸食的年龄越来越小。
该报告显示,在18岁以上的德国人中,有4.5%的人吸食大麻或吸食成瘾。根据德国毒品事务专员发布的最新毒品报告,2013年警方记录在案的非法吸食大麻事件共计14.5万起,相比2012年(13.5万起)有所上升,也创下了自2008年以来的最高数量。
根据汉堡成瘾问题中心去年公布的一项问卷调查结果,汉堡近五分之一的中学生曾吸食过大麻制品。在14到15岁的受访学生中,将近13%的人表示曾在过去30天之内吸食过大麻,而2009年该比例还不足8%。对于这一发展趋势,相关毒品问题专家越来越感到担忧。因为最新的研究结果表明,经常吸食大麻会导致大脑结构改变,可能造成青少年记忆力、注意力以及智力减退,严重时甚至还会引发精神病。而通常吸食大麻还会逐步演变成吸食烈性毒品。
近年来,由于大麻不再是禁毒措施的焦点,以及当前关于大麻制品是否合法化的讨论都让人们轻视了大麻的危害。而在德国,关于大麻的法规存在相悖之处,尽管持有大麻(药品中四氢大麻酚含量超过7.5克)被视作违法行为,但是并不禁止个人吸食大麻。针对这一情况,德国联邦卫生部打算通过一些宣传活动来重新引起人们对于大麻问题的重视。