Bei dieser Gelegenheit wurde Li Lan so richtig bewusst, was für einen großartigen Mann sie hatte. Song Fanping ließ sich nämlich für einen halben Tag von der Schule beurlauben, um Li Lan zur Nachmittagsschicht in der Seidenfabrik zu begleiten und dort mit dem Werkleiter zu reden, damit der zustimme, dass seine Frau zur Behandlung ihrer Migräne nach Schanghai führe. Li Lan selbst war viel zu schüchtern, als dass sie das je gewagt hätte - sie hatte noch nie auch nur einen einzigen Tag Krankheitsurlaub beantragt! Als sie jetzt mit ihrem Mann vor dem Büro des Werkleiters stand, bat sie ihn flüsternd, er möge doch allein hineingehen, sie selbst traue sich nicht. Lächelnd stimmte er zu und sagte, sie solle draußen warten, bis er die Sache erledigt habe. Dann ging er hinein.
Song Fanping war ein bekannter Mann in unserer kleinen Stadt Liuzhen, denn die Nachricht von seiner unglaublichen Leistung bei jenem Basketballmatch hatte sich wie ein Lauffeuer verbreitet. Er kam kaum dazu sich vorzustellen, da unterbrach ihn der Werkleiter schon mit einer Handbewegung: Er wisse natürlich, wer er sei - der Mann mit dem fabelhaften Dunking! Dann unterhielten sich die beiden Männer über eine Stunde lang angeregt wie zwei alte Freunde. Song Fanping hätte darüber beinahe vergessen, dass seine Frau vor der Tür auf ihn wartete.
Li Lan hörte von draußen gebannt zu, wie die Männer sich unterhielten. Noch viele Jahre später pflegte sie, wenn sie an Song Fanping dachte, innerlich sehr bewegt zu sagen: »Der konnte vielleicht reden!«
Als die beiden Männer zusammen aus dem Büro kamen, hatte der Werkleiter nicht nur zugestimmt, dass Li Lan zur Behandlung nach Schanghai führe, er ermahnte sie darüber hinaus, sie solle dort an nichts anderes denken als an ihre Gesundung. Sollte es irgendwelche Schwierigkeiten geben, würde die Fabrik auf jeden Fall helfen.