Seither wusste Glatzkopf-Li, was Geschlechtstrieb bedeutete. Er war überzeugt, Schmied Tongs Redeweise sei zutreffender als die der drei Mittelschüler - schließlich war er viel älter als sie. Hinfort sagte er nicht mehr von sich, er sei frühreif, sondern drückte sich anders aus.
»Du hast noch keinen Geschlechtstrieb«, beschied er Song Gang. »Dein Papa schon. Und ich auch.«
Seine Strommast-Wichstechnik entwickelte er insofern noch weiter, als er begann hinaufzuklettern, sobald er infolge heftigen Reibens vor Anstrengung puterrot im Gesicht war, um dann den Mast wieder herunterzurutschen. Unten angelangt, stöhnte er tief befriedigt auf. »Oh, wie gut das tut!«, sagte er dann zu Song Gang.
Einmal, als er gerade am oberen Ende des Strommasts angelangt war, sah er jene drei Mittelschüler kommen und rutschte hastig hinab. Diesmal gab es keinen Erfahrungsbericht für den Bruder. Vielmehr wandte er sich eifrig an die drei Mittelschüler: »Ihr habt ja keine Ahnung! Wenn mein Schniedel hart gerieben ist, ist das nicht frühreif. Der Geschlechtstrieb ist das!«
VIII
Song Fanpings und Li Lans stürmische Flitterwochen mündeten in eine beschaulichere, aber nicht weniger harmonische Zweisamkeit. Morgens gingen sie gemeinsam aus dem Haus, und nach der Arbeit kamen sie auch wieder zusammen heim. Songs Schule war nicht weit von zu Hause entfernt, deshalb ging er nach Dienstschluss Li Lan stets bis zur Brücke entgegen und wartete dort ein paar Minuten auf sie, um die letzte Wegstrecke in trauter Eintracht mit ihr zurückzulegen. Gemeinsam kauften sie auch ein, bereiteten die Mahlzeiten und wuschen die Wäsche, ebenso wie sie zusammen zu Bett gingen und zusammen aufstanden. Es schien fast, als wären sie zu keiner Zeit nicht zusammen.