Glatzkopf-Li und Song Gang wussten nicht, dass Li Lan und Song Fanping zwei Tage später heiraten wollten.
Li Lan kaufte zwei Pfund Schanghaier Bonbons, röstete je eine große Portion Puffbohnen und Melonenkerne und mischte alles in einem Holzkübel. Zum Schluss griff sie noch einmal hinein und gab Glatzkopf-Li eine Handvoll. Er sortierte sie auf dem Tisch, zählte einmal und noch einmal: zwölf Puffbohnen, achtzehn Melonenkerne, zwei Bonbons - es wurden einfach nicht mehr.
Am Tag der Hochzeit war Li Lan schon vor dem Morgengrauen auf den Beinen, zog ihre neue Bluse, die neue Hose und ein Paar glänzende neue Plastiksandalen an, setzte sich auf den Bettrand und beobachtete, wie draußen die Nacht langsam der aufgehenden Sonne wich. Sie zog wie gewohnt zischend die Luft durch die Zähne, diesmal allerdings nicht, weil ihr der Kopf schmerzte, sondern weil sie vor lauter Aufregung wegen der bevorstehenden Hochzeit von Minute zu Minute heftiger atmete. Ihr Gesicht brannte, die Ohren waren heiß, und das Herz wollte ihr fast zerspringen, wie sie so dasaß und voller Ungeduld auf das Ende der Nacht wartete. Als endlich die Morgenröte aufzog, wurde sie immer erregter und ihr Zischen immer lauter, sodass Glatzkopf-Li dreimal aus dem Schlaf hochfuhr. Beim dritten Mal ließ Li Lan den Jungen nicht wieder einschlafen. Er musste unverzüglich aufstehen, sich rasch die Zähne putzen und das Gesicht waschen und dann in größter Eile sein neues Hemd, die neue kurze Hose und die neuen Sandalen anziehen. Während Li Lan vor ihm kniete und ihm die Verschlüsse seiner Sandalen zumachte, hörte sie, dass ein qietschender Pritschenkarren vor ihrer Tür zum Stehen kam. Sie sprang auf wie von der Tarantel gestochen, stürzte zur Tür und riss diese auf. Draußen stand Song Fanping, freudestrahlend. Song Gang, auf dem Karren, begrüßte Glatzkopf-Li fröhlich mit seinem Namen und meinte dann kichernd zu seinem Vater: »Glatzkopf-Li - hört sich ja wirklich zu komisch an!«