Peinlich berührt und mit roten Ohren reckte Dichter Zhao den Hals und erklärte trotzig: »Das war ja bloß ein Vergleich.«
»Genau!«, ergänzte Schriftsteller Liu. »Jedenfalls wirst du von einem Dichter und einem Schriftsteller abgeführt. Sagen wir eben: von Guo Moruo und Lu Xun.«
Mit diesem Vergleich waren die Zuschauer einverstanden - immerhin hatten ja diese Literaten beide ihre Werke in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts veröffentlicht. Auch Glatzkopf-Li nickte. »Das kommt schon eher hin«, sagte er.
Seine beiden Bewacher aber vermieden jetzt weitere literarische Vergleiche und gingen dazu über, mit dick aufgetragener moralischer Entrüstung Glatzkopf-Lis Unsittlichkeit anzuprangern. Die vielen Gaffer, die Li am Straßenrand sah - manche kannte er, manche nicht -, reagierten je nach Temperament mit Gekicher, Gejohle oder Gelächter auf die Darlegung der Zusammenhänge, die die zwei nicht müde wurden, immerfort zu wiederholen, in ihrem Berufsethos min-destens so untadelig wie heutzutage die Moderatoren im Fernsehen. Ihre »Stargäste«, die zwei verbliebenen Frauen, die Glatzkopf-Li ausgespäht hatte, sekundierten ihm dabei, indem sie das passende Mienenspiel beisteuerten, das mal Wut, mal Kränkung, mal beides zusammen erkennen ließ.
Eine der beiden Frauen - die mit dem ausladenden Hintern - stieß plötzlich einen schrillen Schrei aus, denn sie hatte unter den Schaulustigen ihren Mann entdeckt. Sie schluchzte wie auf Kommando los und rief ihm zu: »Er hat meinen Po gesehen! Und wer weiß, was sonst noch! Hau ihm ein paar hinter die Löffel!«
Alle Gaffer schauten höchst amüsiert zu dem bedauernswerten Gatten hin, der mit rotem Kopf und gerunzelter Stirn dastand, aber nichts dergleichen tat, sodass Dichter Zhao und Schriftsteller Liu sich bemüßigt sahen einzugreifen. Als würfen sie einem Hund einen Fleischknochen vor, zerrten sie ihren Gefangenen vor den Mann, begleitet von dem Gezeter der schluchzenden Ehefrau mit dem mächtigen Hintern, die ständig ihre lautstarke Aufforderung wiederholte, Glatzkopf-Li zu verprügeln.