Diesen Vater hatte Glatzkopf-Li allerdings nie kennengelernt, denn der hatte am Tag seiner Geburt buchstäblich zum Himmel stinkend das Zeitliche gesegnet. Der Mutter zufolge war er ertrunken. Glatzkopf-Li fragte, ob im Fluss, in einem Teich oder im Brunnen, aber sie hatte eisern geschwiegen. Erst später, als er in der Toilette bei der Frauenarschbeschau ertappt wurde und sich sein schlechter Leumund mit Windeseile in unserer kleinen Stadt Liuzhen verbreitete, ging ihm auf, dass er und sein Vater tatsächlich zwei Melonen - zwei stinkende Melonen! - waren, die an ein und derselben Ranke wuchsen, denn der Vater war bei dem Versuch, Frauenhintern von unten zu beäugen, in der Jauchegrube des Plumpsklos ertrunken.
Von da an machte der Spruch »Wie der Vater, so der Sohn!«, in unserer kleinen Stadt Liuzhen die Runde - so gewiss jeder Baum Blätter hat, so unfehlbar führte jedermann diese Worte im Munde. Alte und Junge, Männer und Frauen, jeder ließ sich die sieben Silben genüsslich auf der Zunge zergehen. Selbst die Allerkleinsten, die gerade erst mühsam das Sprechen erlernten, konnten sie schon lallen. Man zeigte mit Fingern auf Glatzkopf-Li, zerriss sich hinter seinem Rücken das Maul und machte sich mehr oder minder unverhohlen lustig über ihn. Er aber spazierte mit ungerührter Miene durch die Stadt, als wäre nichts geschehen. Dabei konnte er sich das Lachen kaum verbeißen, denn mit knapp fünfzehn (so alt war er damals) wusste er bereits, was das ist - ein Mann.
In der heutigen Zeit kannst du dich vor nackten Frauenärschen nicht retten. Im Fernsehen, im Kino, aufVCD und DVD, in der Werbung und in Illustrierten, auf Kugelschreibern und Feuerzeugen überall lacht dich ein blanker Hintern an. Es ist gar nicht mit Blicken zu erfassen, was dir da alles geboten wird: weiße Ärsche und gelbe, schwarze und braune, importierte und einheimische, große und kleine, fette und magere, glatte und raue, junge und alte, falsche und echte ...