Essen und Trinken sind mehr als nur Nahrungsaufnahme. Sie zeigen unsere Mentalität und Gewohnheiten. In Deutschland waren fremdländische Restaurants wichtig für die Integration. Und der Trend zur Exotik bleibt.
Heute sind Restaurants mit exotischem Essen in Deutschland normal. Doch dieser Trend musste sich erst entwickeln. Maren Möhring, Professorin für Vergleichende Kultur-und Gesellschaftsgeschichte an der Uni Leipzig, untersucht, wie und wann Zuwanderer ihre Küche nach Deutschland brachten. Die Migranten veränderten nicht nur die deutschen Essgewohnheiten, sondern auch die deutsche Gesellschaft.
Möhring erzählt, dass nach Kriegsende zuerst die Balkangrills nach Deutschland kamen, dann die italienischen Restaurants und Eisdielen. Ende der 1970er kamen die griechischen, später auch die türkischen Restaurants hinzu. Die Ersten waren aber die Chinesen. Möhring sagt: „In Hamburg und Berlin gibt es schon seit der Zwischenkriegszeit chinesische Restaurants.“
Laut Möhring machten die ausländischen Restaurants auch den Deutschen bewusst, dass Deutschland ein Einwanderungsland geworden war. Diese Einsicht ist bei den Menschen nicht sofort da gewesen. Daher ist die Geschichte der ausländischen Gastronomie in Deutschland auch die Geschichte der Migration.
Zurzeit gibt es aber gleichzeitig mit dem Trend zur fremdländischen Küche auch den Trend zur Rückbesinnung auf Regionales und Hausmannskost. Alte Rezepte werden neu entdeckt. Darunter auch Rezepte, die früher als Essen für arme Leute galten, wie zum Beispiel der „Arme Ritter“: getrocknete Weißbrotscheiben in Milch und Ei gewendet –süß mit Vanillesauce oder auch herzhaft mit Ketchup.Glossar
Integration (f., nur Singular) – die Bildung einer Gemeinschaft mit Menschen verschiedener Kulturen und Herkunftsländern
Mentalität, -en (f.) – die Einstellung; die Art, wie man denkt
Exotik (f., nur Singular) – die Tatsache, dass etwas aus einem fremden Land kommt
Zuwanderer, -/Zuwanderin, -nen – jemand, der sein Land verlässt, um in einem anderen Land zu leben
Küche, -n (f.) – hier: die Speisen und die Art der Zubereitung
Migrant, -en/Migrantin, -nen – eine Person, die in ein Land kommt, um dort zu leben
Balkangrill, -s (m.) – ein kleines Restaurant, dessen Besitzer und Gerichte aus Ländern in Südosteuropa kommt
Eisdiele, -n (f.) – ein kleiner Laden, in dem Eis verkauft wird
Zwischenkriegszeit (f., nur Singular) – die Zeit zwischen dem Ersten und Zweiten Weltkrieg
jemandem etwas bewusst machen – dafür sorgen, dass jemand etwas merkt
Einwanderungsland, -länder (n.) – ein Land, in das viele Menschen aus anderen Ländern gehen, weil sie dort leben wollen
Einsicht, -en (f.) – die Erkenntnis
Gastronomie (f., nur Singular) – der Bereich der Wirtschaft, zu dem Restaurants und Lokale gehören
Migration, -en (f.) – die Tatsache, dass Menschen in ein anderes Land gehen, um dort zu leben
Rückbesinnung – die Tatsache, dass man sich an frühere Dinge erinnert und diese Dinge wieder wichtig werden
Hausmannskost (f., nur Singular) – einfaches Essen, das nicht viel Mühe macht
Weißbrotscheibe, -n (f.) – ein flaches Stück von einem Weißbrot
etwas in etwas wenden – etwas in einer anderen Zutat hin und her drehen
herzhaft – kräftig; mit würzigem Geschmack