1994 ereignete sich in Ruanda ein Völkermord, bei dem hunderttausende Menschen getötet wurden. Das Land hat danach viel getan, um das Gemeinschaftsgefühl in der Bevölkerung wieder zu stärken.
Im Jahr 1994 gab es in Ruanda drei Monate lang schreckliche Massaker. Die Regierung hatte sich die Vernichtung der Tutsi-Minderheit vorgenommen und brachte die Hutu-Mehrheit in der Bevölkerung dazu, die Tutsis zu töten. Die Vereinten Nationen schätzen, dass etwa 800.000 Menschen durch den Völkermord ihr Leben verloren.
In den letzten Jahrzehnten wurde in Ruanda viel getan, um das Land zu versöhnen. Eine der ersten Maßnahmen der neuen Regierung: Sie strich die Angabe zur Gruppenzugehörigkeit aus den Ausweispapieren. Nun waren alle Einwohner des Landes „Ruander“. Regelmäßige Gemeinschaftsarbeiten sollen außerdem das Gemeinschaftsgefühl fördern: Alle Ruander sind einmal im Monat dazu aufgerufen, gemeinnützige Arbeit zu leisten – z. B. ein Haus für Bedürftige zu bauen oder auch einfach nur einen Platz zu fegen.
In dem kleinen Dorf Simbi im Süden Ruandas sind dem Genozid mehr als 5.000 Menschen zum Opfer gefallen. Heute leben die Bewohner wieder friedlich miteinander. Eine lokale NGO hat den Versöhnungsprozess unterstützt. Seit einigen Jahren sind die Gemeindemitglieder in einer Landwirtschaftskooperative organisiert. Zusammen wollen sie die landwirtschaftliche Produktion ausbauen.
Auch die Regierung in der Hauptstadt Kigali setzt auf den wirtschaftlichen Fortschritt, um das Land zu versöhnen. Es gibt mehrere Maßnahmen, um die Armut zu bekämpfen, wie eine Krankenversicherung für alle oder bessere Bildungschancen. Auch wenn das Land noch vor großen Herausforderungen steht – viele Ruander schauen zuversichtlich in die Zukunft.Glossar
Völkermord, -e (m.) – die Verfolgung und Ermordung von Volksgruppen
Gemeinschaftsgefühl, -e (n.) – das Gefühl, zu einer Gruppe von Menschen zu gehören
Massaker, - (n.) – das Töten von sehr vielen Menschen in kurzer Zeit
sich etwas vor|nehmen – hier: etwas tun wollen; etwas planen
Vernichtung, -en (f.) – hier: das Töten von vielen Menschen einer Gruppe
Tutsi, -s (m./f.) – der/die Angehörige einer bestimmten sozialen Gruppe in Ostafrika
Hutu, -s (m./f.) – der/die Angehörige einer bestimmten sozialen Gruppe in Ostafrika
versöhnen – hier: nach einem Streit oder Konflikt den Frieden herstellen
Maßnahme, -en (f.) – die bestimmte Handlung, um ein Ziel zu erreichen
etwas streichen – hier: etwas abschaffen
Ausweispapier, -e (n.) – der Pass
etwas/jemanden fördern – etwas/jemanden unterstützen
aufgerufen sein, etwas zu tun – etwas tun sollen
gemeinnützig – so, dass es für die Gesellschaft nützlich ist
Bedürftige, -n (m./f.) – eine Person, die Hilfe von anderen braucht; der arme Mensch
Genozid, -e (m.) – die Verfolgung und Ermordung von Volksgruppen; der → Völkermord
etwas/jemandem zum Opfer fallen – hier: wegen etwas/jemandem sterben
NGO, -s (f., aus dem Englischen) – Abkürzung für: non-governmental organization; ein Verein, der unabhängig vom Staat ist und sich für politische Ziele einsetzt
Kooperative, -n (f.) – der Zusammenschluss mehrerer Menschen, die gemeinsame wirtschaftliche Ziele haben
etwas aus|bauen – hier: etwas weiterentwickeln; etwas größer machen
Herausforderung, -en (f.) – hier: eine schwierige Aufgabe; das Problem
zuversichtlich in die Zukunft schauen – optimistisch sein