Malta möchte künftig Nicht-EU-Bürgern die Staatsangehörigkeit für Geld anbieten. Damit wäre Malta aber nicht der erste Staat, der Reiche bevorzugt. Auch in anderen EU-Ländern erleichtert Geld die Einwanderung.
Ein europäischer Pass hat viele Vorteile. Außer dem Wohnen und Arbeiten innerhalb der Europäischen union macht er auch außerhalb der EU das Reisen unkomplizierter. Denn für viele Länder fällt dann die Visa-Pflicht weg. EU-Mitgliedsstaat Malta möchte damit jetzt Geld verdienen: Die Staatsangehörigkeit soll dort künftig für 650.000 Euro pro Ausweisdokument angeboten werden. Bereits im ersten Jahr soll das etwa 30 Millionen Euro einbringen.
Ministerpräsident Joseph Muscat will so die Einnahmen des Landes erhöhen. Der Wissenschaftler für Migrationspolitik Menderes Candan hält das für ethisch problematisch. Er sagt: „Während auf der einen Seite reiche Menschen die Staatsangehörigkeit einfach kaufen können, gibt es auf Malta eine Vielzahl an Flüchtlingen, die vergeblich versuchen, ins Land zu kommen.“
Dietrich Thränhardt, Professor und Experte für Migrationspolitik an der Uni Münster, erklärt, dass letztendlich alle EU-Länder den reichen Menschen die Einwanderung erleichtern. In Irland konnte man beispielsweise bis 2001 die Staatsbürgerschaft durch Investitionen im Land bekommen. Und in Portugal hilft einem der Kauf einer Immobilie bei der Einbürgerung.
Auch Deutschland unterscheidet sich nicht grundsätzlich von anderen EU-Ländern. Hier werden sehr gezielt gut ausgebildete Interessenten angeworben. Thränhardt sagt: „Wenn sie gleichzeitig verhindern, dass arme Leute, die sozusagen ökonomisch nutzlos sind, aus Drittländern nach Deutschland kommen, hat das natürlich einen ähnlichen Charakter.“Glossar
künftig – bald; in Zukunft
Einwanderung, -en (f.) – die Tatsache, dass Menschen in ein Land kommen, um dort zu leben
jemanden bevorzugen – jemanden besser behandeln als jemand anderen
weg|fallen, etwas fällt weg – hier: nicht mehr nötig sein; nicht mehr existieren
Visum, Visa (n.) – ein Eintrag im Pass, den man braucht, um in einen Staat einzureisen
Dokument, -e (n.) – hier: die amtliche Urkunde
ein|bringen, etwas bringt etwas ein – hier: mit etwas lässt sich Geld verdienen
Einnahme, -n (f., meist im Plural) – hier: das Geld, das man für etwas (z. B. bei Verkauf oder Vermietung) bekommt
Migration, -en (f.) – hier: die Tatsache, dass Menschen in ein anderes Land gehen, um dort zu leben
etwas für etwas halten – denken, dass etwas so ist
ethisch – bezogen auf Moral; bezogen auf die Frage nach Gut und Böse
Flüchtling, -e (m.) – eine Person, die ihr Heimatland verlassen musste, z. B. weil sie verfolgt wird
Staatsbürgerschaft, -en (f.) – die Staatsangehörigkeit; die Nationalität
Investition, -en (f.) – das Geld, das man für etwas ausgibt, um so mehr Geld zu verdienen
Immobilie, -n (f.) – das Gebäude, das einem gehört; ein Grundstück als Besitz
Einbürgerung, -en (f.) – der Erhalt der Staatsangehörigkeit
jemanden an|werben – hier: jemanden dazu bringen, in ein Land zu kommen
Drittland, -länder (n.) – hier: das Land, das nicht zur EU gehört