Die „Anonymen Alkoholiker“ sind eine der größten Selbsthilfegruppen Deutschlands. Dort spricht man mit anderen Alkoholabhängigen über seine Probleme. Schon viele haben so ihre Sucht überwunden.
Christian ist Alkoholiker. Vor wenigen Jahren hatte er seinen Tiefpunkt erreicht. Er war arbeitslos, ließ sich von seinen Eltern den Lebensunterhalt bezahlen. Dann lag er im Krankenhaus, seine Bauchspeicheldrüse war am Ende. Es folgten Entgiftung, Therapie, Nachsorge. Christian sagt: „Das Wichtigste waren für mich die ‚Anonymen Alkoholiker‘.“
Heute geht er mindestens einmal pro Woche dorthin. Hier trifft er auf andere Alkoholiker, „Freunde“ – so nennen sie sich untereinander. Jeder darf ausreden, jedem wird zugehört. Nur den kompletten Namen der anderen kennt man nicht. Jeder entscheidet selbst, wie viel er von sich erzählen will. Doch was in diesen vier Wänden gesagt wird, bleibt auch hier. Christian erklärt: „Die Anonymität gibt mir die Freiheit, auch offen über meine Gefühle zu reden. Woanders würde ich das so auch nicht einfach machen.“
Ursprünglich kommen die „Anonymen Alkoholiker“ aus den USA. Amerikanische Soldaten brachten das Konzept 1953 nach Deutschland. Heute ist der Verein eine der größten Selbsthilfegruppen Deutschlands. Etwa 25.000 Menschen gehen nach eigenen Angaben zu den Treffen. Weltweit sind die „Anonymen Alkoholiker“ in 185 Ländern vertreten und haben ungefähr zwei Millionen Mitglieder.
Trotzdem kommen in letzter Zeit immer weniger Alkoholsüchtige zu den Treffen. Mathias Luderer, Arzt an der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin in Mannheim, empfiehlt allerdings jedem seiner alkoholabhängigen Patienten, zu einem Treffen der „Anonymen Alkoholiker“ zu gehen. Er sagt: „Die ‚Anonymen Alkoholiker‘ eignen sich besonders für Menschen, die eine klare Struktur brauchen und offen über ihr Problem sprechen wollen.“Glossar
Sucht, Süchte (f.) – die Tatsache, dass man ohne etwas (z.B. Alkohol oder Drogen) nicht mehr leben kann (Adjektiv: süchtig)
anonym – so, dass keiner den Namen einer Person kennt; unerkannt
Selbsthilfegruppe, -n (f.) – eine Gruppe von Menschen mit denselben Problem, die sich gegenseitig helfen
Alkoholabhängige, -/-; - – jemand, der/die →süchtig nach Alkohol ist
etwas über|winden – etwas besiegen; ein Problem nicht mehr haben
Tiefpunkt, -e (m.) – hier: der Zeitpunkt, zu dem es jemandem besonders schlecht
Lebensunterhalt (m., nur Singular) – das Einkommen, das jemand zum Leben braucht (z. B. für Essen, Kleidung, Wohnen)
Bauchspeicheldrüse,-n (f.) – ein wichtiges Körperorgan
am Ende sein – nicht mehr funktionieren; keine Kraft mehr haben
Entgiftung, -en (f.) – das Entfernen von schädlichen Stoffen aus dem Körper; hier: die Zeit, in der der Alkoholkonsum langsam verringert wird
Nachsorge (f., nur Singular) – das weitere Betreuen eines Patienten nach seiner Krankheit
aus|reden – sprechen, ohne dass man unterbrochen wird
in … vier Wänden – sprichwörtlich für: in einem bestimmten Raum oder Haus
ursprünglich – am Anfang; zuerst
vertreten sein – hier: vorkommen; vorhanden sein
etwas eignet sich für jemanden – etwas ist für jemanden praktisch oder nützlich
Struktur, -en (f.) – der Aufbau; die organisatorische Form
offen – hier: ehrlich