Ende der Sechzigerjahre gingen in Westdeutschland die Studenten auf die Straße. Ein Rückblick ins Jahr 1968 führt zu den Anfängen der Außerparlamentarischen Opposition – und zu zwei prominenten Opfern.
Der Juni 1967 wird als der Beginn der Studenten-Bewegung in Deutschland angesehen. Damals wurde der pazifistische Student Benno Ohnesorg bei einer Demonstration gegen den Schah-Besuch in Berlin von einem Polizisten getötet. Eine zentrale Figur der so genannten Außerparlamentarischen Opposition (APO) war der 27-jährige Soziologiestudent Rudi Dutschke.
Die Proteste der APO richteten sich gegen die USA und ganz allgemein gegen den Kapitalismus. Die Medien reagierten auf die Studenten-Unruhen häufig mit Ablehnung. Die Boulevardzeitung "Bild" des konservativen Axel-Springer-Verlages bezeichnete die Studenten unter anderem als Extremisten und Randalierer.
Am 11. April 1968 wurde Dutschke von dem 23-jährigen Josef Erwin Bachmann angegriffen. Der Arbeiter rief "Du dreckiges Kommunistenschwein!" und schoss Dutschke dreimal in den Kopf. Er wurde zu sieben Jahren Gefängnis verurteilt. Rudi Dutschke war schwer verletzt und starb zehn Jahre später an den Folgen des Überfalls.
Die Schüsse auf Rudi Dutschke bedeuteten aber auch einen Wendepunkt in der Geschichte der Protest-Bewegung. Ein Teil der APO radikalisierte sich nach dem Überfall. Einige Mitglieder schlossen sich zwei Jahre später der terroristischen "Rote-Armee-Fraktion" an. Andere begannen, sich in Parteien und Bürgerinitiativen für eine Veränderung der Gesellschaft zu engagieren.
Glossar
auf die Straße gehen – protestieren, demonstrieren
Rückblick, der – ein Blick in die Vergangenheit
Außerparlamentarische Opposition (APO), die – Menschen, die gegen die Regierung protestieren, aber nicht in einer Partei oder im Parlament sind
prominent – bekannt
pazifistisch – jemand, der sich für den Frieden einsetzt
Schah, der – der damalige Herrscher von Iran
sich gegen etwas richten – etwas öffentlich kritisieren und angreifen
Unruhe, die – hier: Proteste und Kämpfe auf der Straße
Boulevard-Zeitung, die – eine Zeitung, die teilweise negativ über Leute schreibt und vor allem über Sensationen und Skandale berichtet
Verlag, der – eine Firma, die Zeitungen oder Bücher herstellt
Extremist, der – jemand, der eine extreme politische Meinung vertritt und extreme Mittel einsetzt
Randalierer, der – jemand, der aggressiv ist und etwas kaputt macht
Wendepunkt, der – ein Zeitpunkt, an dem sich etwas grundsätzlich ändert
sich radikalisieren – hier: zu stärkeren und gewalttätigeren Mitteln greifen als vorher
sich jemandem anschließen – einer Gruppe beitreten
terroristisch – jemand, der politische Ziele mit Gewalt erreichen will
Bürgerinitiative, die – eine Gruppe, die sich außerhalb von Parteien für bestimmte Ziele einsetzt
engagieren – sich einsetzen