Auf der Suche nach einem besseren Leben kommen jährlich zehntausende Afrikaner nach Europa. Ihre erste Station ist dabei oft Malta. Der kleine Inselstaat kann aber fast keine Flüchtlinge mehr aufnehmen.
Für den 28-jährigen Jonas aus Eritrea gab es keinen Grund, in seiner Heimat zu bleiben. Dort hatte er zwar eine gute Schulausbildung und eine Arbeit, doch von dem Geld, was er dort verdiente, konnte er seine Familie nicht ernähren. Außerdem konnte er in der eritreischen Diktatur seine Meinung nicht frei sagen. Deshalb entschied sich Jonas, sich auf den gefährlichen Weg nach Europa zu machen. "Mein Ziel war es nach Europa zu kommen, um Ausbildung und einen guten Job zu finden. Die Eritreer sind ein Volk ohne Hoffnung. Ich wollte eine Perspektive finden und auch etwas davon an mein Volk zurückgeben.“
Was ihn auf der Überfahrt in Richtung Europa erwartete, wusste Jonas vorher nicht. Viele Flüchtlinge von seinem Boot sind einfach ins Wasser gefallen oder an Entkräftung gestorben. Auf Fahrt nach Europa kentern viele Boote der Schleuser. Jonas schaffte es nach Malta, verbrachte dort zunächst ein Jahr in einem der geschlossenen Auffanglager. Heute ist er in einem Übergangsheim der katholischen Kirche untergebracht.
Der kleine Staat Malta mit seinen 400.000 Einwohnern ist am Rande seiner Aufnahmefähigkeit. Drei geschlossene Auffanglager gibt es auf Malta. Sie platzen aus allen Nähten, müssen viel mehr Flüchtlinge aufnehmen als ursprünglich geplant. Rund 800 Illegale befinden sich dort – oft für Monate. Die Beziehung zu den Maltesen sei nicht einfach, weil es zu viele Flüchtlinge in dem kleinen Land gibt, sagt Jonas.
Die meisten Flüchtlinge wollen nicht dauerhaft auf Malta bleiben: "Hier gibt es eigentlich keine echte Möglichkeit, weiterzukommen, sich weiterzubilden. Auch wenn man Fähigkeiten mitbringt, kann man diese doch nicht einsetzen. Es gibt nur Arbeit für Ungelernte, harte Arbeit.“ Jonas ist auf Malta noch nicht am Ende seiner Reise. Seinen Traum von einem besseren Leben in Europa will er nicht aufgeben.
GLOSSAR
Inselstaat, der – ein Staat auf einer Insel
Flüchtling, der – jemand, der aus seiner Heimat in ein anderes Land flieht
Diktatur, die – Regierungsform, bei der die Regierung nicht vom Volk gewählt wird und die Bürger unterdrückt werden
Perspektive, die – hier: die Hoffnung für die Zukunft
Überfahrt, die – hier: die Schifffahrt über das Meer
Entkräftung, die – die körperliche Schwäche nach großer Anstrengung
kentern – umkippen (bei einem Schiff)
Schleuser, der – jemand, der gegen Geld Menschen illegal in ein anderes Land bringt
Auffanglager, das – ein Ort, an dem Flüchtlinge bei ihrer Ankunft aufgenommen werden
Übergangsheim, das – ein Haus, in dem man für eine kurze Zeit wohnen kann
jemanden unterbringen – jemandem einen Ort zum Wohnen geben
am Rande der Aufnahmefähigkeit sein – nichts / niemanden mehr aufnehmen können
aus allen Nähten platzen – überfüllt sein; zu voll sein
Illegale, der/die – jemand, der ohne Erlaubnis in ein Land einwandert
dauerhaft – für immer
Ungelernte, der/die – jemand, der keine Ausbildung hat