Als Soldaten, Spione, Träger oder Sexsklaven – Hunderttausende von Kindern werden weltweit in bewaffneten Konflikten eingesetzt. Mit den Pariser Prinzipien wollen Staaten gemeinsam gegen den Einsatz von Kindern vorgehen.
"Ein Gewehr zu nehmen und jemanden zu erschießen, war so einfach wie ein Glas Wasser zu trinken", erinnert sich der ehemalige Kindersoldat Ishmael Beah. Mit 13 Jahren wurde er von einer Miliz in Sierra Leone zwangsrekrutiert. Zuvor waren bereits seine Mutter, sein Vater und seine beiden Brüder getötet worden waren. Er selbst musste zwei Jahre lang töten, bevor er in ein Hilfsprogramm aufgenommen wurde.
Den Missbrauch von Minderjährigen als Kindersoldaten sollen die "Pariser Prinzipien" unterbinden: Sie wurden am 6.2.2007 auf der Konferenz des UN-Kinderhilfswerks UNICEF in Paris von insgesamt 58 Staaten unterschrieben. In diesen Staaten dürfen Kinder nun keine Waffen mehr tragen. Auch für den Kriegsfall verpflichteten sich die Regierungen, nach Kindersoldaten zu suchen, sie zu entwaffnen und diejenigen, die sie rekrutiert haben zu bestrafen. Zu den Unterzeichnern gehören neben den 27 EU-Mitgliedern auch zahlreiche Länder in Asien, Lateinamerika und Afrika. Darunter sind auch Sierra Leone, Liberia und Kongo, in denen tausende Kinder für Kriege missbraucht wurden.
Ob die „Pariser Prinzipien“ allerdings spürbare Auswirkungen auf den Einsatz von Kindersoldaten weltweit haben werden, bleibt offen, denn das Dokument ist juristisch nicht bindend. Bereits 1989 wurde eine Konvention über Kinderrechte verabschiedet, die die Rekrutierung von unter 15-Jährigen in bewaffneten Konflikten verbietet. In den "Prinzipien von Kapstadt" einigte man sich 1997 auf Entwaffnung und Wiedereingliederung von Kindersoldaten. 2002 schließlich setzte ein Zusatzprotokoll, das bisher von 110 Staaten ratifiziert wurde, das Alter auf 18 Jahre herauf.
Dennoch werden nach wie vor laut UNICEF weltweit rund 250.000 Minderjährige in bewaffneten Konflikten eingesetzt: als Soldaten, Spione, Träger, Köche oder Sexsklaven. Knapp 100.000 frühere Kindersoldaten haben bereits an Wiedereingliederungsprogrammen teilgenommen. Doch die Programme sind oft zu kurz oder die Hilfestellung kommt zu spät.
GLOSSAR
ehemalig – vormalig; früher
jemanden zwangsrekrutieren – jemanden dazu zwingen einer Gruppe beizutreten
Missbrauch, der – hier: die schlechte Behandlung; aber auch: die Zweckentfremdung
Minderjährige, der/ die – ein Junge oder ein Mädchen unter 18 Jahren
etwas unterbinden – etwas verbieten
Konferenz, die – die Beratung; die Versammlung
jemanden entwaffnen – jemandem die Waffe wegnehmen
spürbar – deutlich
etwas bleibt offen - etwas bleibt unklar
juristisch – rechtlich
etwas ist bindend – etwas verpflichtet zu etwas
etwas ratifizieren – juristisch: etwas bestätigen
Wiedereingliederungsprogrammen, das – eine Maßnahme, die Menschen helfen soll sich wieder in der Gesellschaft zurecht zu finden