Die Kanareninsel Teneriffa gilt als Urlaubsparadies. Sie ist aber nicht nur Ziel für Touristen, sondern auch für Flüchtlinge aus Afrika. Tausende riskieren jährlich auf der Überfahrt ihr Leben.
Vor allem die Touristen-Hochburg Los Cristianos auf der spanischen Insel Teneriffa ist in diesen Wochen in den Schlagzeilen wegen der vielen Flüchtlingsboote, die von der Küstenwache oder der Seenotrettung in den Hafen geschleppt werden. Die einfachen Holzboote mit schwachen Dieselmotoren brauchen von Westafrika aus im Schnitt zehn Tage, um Teneriffa zu erreichen. Und die, die darin die Überfahrt geschafft haben, riskieren ihr Leben, weil sie von Europa träumen.
90 junge Männer aus Afrika klettern an diesem Tag aus einem maroden Holzboot. Sie haben die Hölle hinter sich. Sie waren 11 Tage auf hoher See, sie hatten nicht genug zu essen und nicht genug zu trinken, sie haben gefroren und sind gleichzeitig von der Sonne verbrannt. Sie konnten sich in dem überladenen Boot kaum bewegen und hatten deshalb Krämpfe – und sind dankbar, wenn die Männer der Küstenwache ihnen an Land helfen, wo das spanische Rote Kreuz auf sie wartet.
Die Flüchtlinge haben im Senegal abgelegt. So viel ist klar. Aber woher sie stammen, wollen sie nicht verraten. Bloß keine Angriffsfläche bieten, bloß nicht abgeschoben werden, jetzt, wo die Festung Europa endlich erreicht ist. Sie bekommen Plastiktüten mit trockenen Sachen. Sie trinken Tee und knabbern Kekse. Einige brauchen einen Tropf mit warmer Flüssigkeit, um sich zu erholen. Aber im Großen und Ganzen geht es allen gut, sagt Austin Taylor vom Roten Kreuz.
Im Polizei-Hauptquartier wartet auf jeden einzelnen Afrikaner ein förmliches Verfahren wegen illegaler Einwanderung. Danach geht es direkt weiter in eines der Auffanglager, die gut versteckt sind und meistens auf militärischem Gelände liegen. Kontakt nach außen, mit der Postkarten-Welt der Touristen, ist nicht erwünscht.
Auf die 90 jungen Afrikaner wartet eine ungewisse Zukunft. Das spanische Gesetz schreibt vor, dass sie nach 40 Tagen freigelassen werden müssen. Wenn dann immer noch unklar ist, woher sie kommen, oder wenn es kein Rückführungsabkommen mit ihrem Heimatland gibt, dann bleiben sie. Ohne Papiere, ohne Arbeitserlaubnis. Die meisten werden aufs spanische Festland gebracht, wo sie dann in den Großstädten abtauchen - in der Hoffnung, irgendwann eine richtige Aufenthaltsgenehmigung zu bekommen.