Die globale Erwärmung bringt das arktische Eis zum Schmelzen: Mensch und Tier müssen sich den veränderten Bedingungen anpassen. Mitunter dauert das länger als der Klimawandel ihnen Zeit lässt.
Die Eisbären der Arktis bewegen sich auf dünnem Eis – im Wort- und im übertragenen Sinne: Die globale Erwärmung lässt das Eis unter ihren Tatzen schmelzen und schneidet die Tiere von ihren herkömmlichen Jagdgebieten ab. Die Folge: Während der Wintermonate können sich die 400-Kilo-Brocken nicht die überlebenswichtigeFettschicht zulegen, die sie für die Sommermonate auf dem Festland brauchen.
Mit der weltweiten Erwärmung friert das Meer im Winter später zu und taut im Sommer früher wieder auf. "Für jede Woche, die das Eis früher aufbricht, wird der Bär um zehn Kilo leichter ans Festland zurückkehren", sagt Peter Prokosch, Geschäftsführer des World Wide Fund for Nature (WWF). Die Lebensbedingungen der etwa 22.000 Tiere hätten inzwischen "dramatische Ausmaße" angenommen.
Die Auswirkungen der kontinuierlichen Erwärmung verändern nicht nur die Lebensbedingungen der Tiere, sondern auch die der Menschen in der Region. Seit Jahrtausenden sind die Eingeborenen in Nordamerika, die Inuit, an das Leben in der Arktis angepasst. Sie jagen Robben und Eisbären, gehen auf Fischzug oder schießen Vögel. Sie nähen ihre Kleidung aus wasserdichter Robbenhaut. Ihre traditionellen Behausungen, die Iglus, sind in rund einer Stunde gebaut. Die veränderte Schnee-Qualität erschwert jedoch den Bau der traditionellen Iglus, denn nur aus hartem, festem Schnee lassen sich die "Ziegel" schneiden. Daher leben viele Inuit inzwischen in Holzhäusern.
Die Inuit sollen mindestens ein Dutzend Bezeichnungen für Schnee haben. Die Gefahr besteht allerdings, dass auch die Inuit bald nur noch drei Wörter brauchen: Schneefall, Pappschnee und Matsch.