Die Freiheit der Presse ist durch das deutsche Grundgesetz garantiert. Die Praxis sieht jedoch häufig anders aus: Die enge Verbindung von Presse und Politik behindert oft die journalistische Arbeit.
Laut Grundgesetz darf es in Deutschland keine Zensur der Presse geben. Doch Pressestellen von Parteien und PR-Berater von Politikern versuchen oft, Einfluss auf die Berichterstattung der Medien zu nehmen. So dürfen Interviews häufig erst dann gedruckt werden, wenn sie vorher geprüft und überarbeitet wurden. Was der Zeitungsleser schließlich zu lesen bekommt, entspricht dann nicht mehr dem Originaltext.
Sogar Bundespräsident Christian Wulff hat im Dezember 2011 versucht, die Berichterstattung der Boulevardzeitung "Bild" über einen dubiosen Privatkredit aus seiner Zeit als Ministerpräsident von Niedersachsen zu beeinflussen. Er soll Chefredakteur Kai Diekmann gerichtliche Konsequenzen angedroht haben, wenn der Artikel veröffentlicht wird.
Skandalös an der ganzen Sache findet Reporter Jens König von der Zeitschrift "Stern", dass der deutsche Bundespräsident glaubt, durch einen Telefonanruf bei einem Redakteur etwas ändern zu können: "Dahinter steckt nämlich die oft enge Verbindung von Spitzenpolitikern zu bekannten Journalisten und Chefredakteuren", sagt König. Durch solche persönlichen Kontakte erhoffen sich beide Seiten Vorteile: Politiker erwarten eine positive Berichterstattung und Redakteure interessante Informationen.
Aber wie kann die Pressefreiheit in Deutschland geschützt werden? Hans Leyendecker, Redakteur bei der "Süddeutschen Zeitung", fordert, dass sich alle Medien zusammentun und keine Interviews mehr veröffentlichen, die vorher überarbeitet wurden. Doch eine derartige Zusammenarbeit der Medien gibt es bisher in Deutschland nicht.