Ardhi: Hallo. Hier ist wieder mal: „Grüße aus Deutschland“.
Anna: Hallo. Sie hören heute Teil D der Folge:
Ardhi: „Münchhausen“.
Anna: Baron1 Münchhausen lebte im 18. Jahrhundert. Er erzählte gern fantasievolle
Geschichten. Eine dieser Geschichten ging so:
Ardhi: Münchhausen war mit seinem Pferd2 ...
Anna: … das ist ein Tier zum Reiten …
Ardhi: Er war auf einer Reise durch Russland. Eines Abends war er im Schnee eingeschlafen.
Anna: Als er am Morgen aufwachte, war der meterhohe Schnee weg, er war geschmolzen.
Aber wo war das Pferd?
Ardhi: Das Pferd hing oben am Kirchturm. Münchhausen hatte es am Abend an einem
kleinen Baum angebunden, oben an der Baumspitze. So konnte es nicht
weglaufen.
Anna: Am Morgen aber, als der Schnee weg war, sah Münchhausen, dass der Baum
gar kein Baum war, sondern der obere Teil des Kirchturms, die Kirchturmspitze.
Und da hing das Pferd nun.
Münchhausen: Könnt ihr euch die Situation vorstellen? Was hättet ihr gemacht?
Wie kommt mein Pferd wieder auf die Erde? Um Hilfe rufen? Auf
den Turm klettern? Und dann?
Anna: Du Ardhi, was hättest du in dieser Situation gemacht?
Ardhi: Also, ich wäre auf den Turm geklettert. Und du?
Anna: Ich? Hm ... ich hätte laut um Hilfe gerufen.
Ardhi: „Ich wäre geklettert“ – „sie hätte gerufen“.
Anna: Liebe Hörerinnen und Hörer, Sie wissen sicher, wann man „hätte“ und wann
man „wäre“ nimmt.
Ardhi: Zum Beispiel: Ich bin nach Hause gefahren.
Anna: Und: Ich wäre nach Hause gefahren.
Ardhi: Ich bin ins Bett gegangen.
Anna: Und ich ...
Aufgabe
Anna: Und ich wäre ins Bett gegangen.
Ardhi: Ich habe an dich gedacht.
Anna: Und ich ...
Aufgabe
Anna: Und ich hätte an dich gedacht.
Ardhi: Schade, dass sie nur an mich gedacht hätte. Aber sie hat wohl nicht.
Anna: Wie bitte?
Ardhi: Och nichts, he. Kommen wir zurück zu Münchhausen: Wie hätten Sie das
Pferd vom Kirchturm geholt? Ich hätte … Oder: ich wäre …
Aufgabe
Ardhi: Also, wie war das, Anna? Du hättest um Hilfe gerufen. Und was dann?
Anna: Ähm, dann ...? Dann ... äh, wären ein paar „starke Männer“ gekommen.
Regie: Und was hätten die Männer getan?
Anna: Ähm ... sie hätten … äh ... sie hätten das Pferd vielleicht durch ein Fenster
nach innen gezogen.
Regie: Gezogen? Ein Pferd?
Anna: Nein?
Regie: Das Fenster wäre zu klein gewesen.
Anna: Ach, da hat die Regie auch wieder Recht. Hm ... dieses blöde Fenster ... Jetzt
fällt mir nichts mehr ein ... ach, jetzt bin ich ratlos ...
Ardhi: Ha! Das wollte ich schon immer mal erleben: Du und ratlos. Normalerweise ist
sie das nämlich nie.
Anna: „Ratlos“ – was meint er damit?
Ardhi: „Sie ist ratlos“?
Aufgabe
Ardhi: Sie weiß nicht mehr weiter. Sie weiß nicht, was sie tun soll. Sie ist ratlos.
Anna: Aber Münchhausen war nicht ratlos. Wie holte er das Pferd vom Kirchturm?
Achten Sie jetzt bitte besonders auf die Wörter, die irgendwie mit Schießen3
zu tun haben.
Münchhausen: Jeder wäre ratlos gewesen. Ich aber nicht. Ich konnte schon immer
gut schießen. Also nahm ich meine Pistole, zielte auf die
Schnur, mit der ich mein Pferd angebunden hatte, und schoss.
Das Pferd fiel auf seine Beine und war froh, wieder Boden unter
den Füßen zu haben. Zufrieden und glücklich haben wir unsere
abenteuerliche Reise fortgesetzt.
Ardhi: Wie hat Münchhausen das Pferd vom Kirchturm geholt?
Anna: Er nahm seine Pistole …
Ardhi: Und was tat er dann?
Aufgabe
Anna: Er schoss.
Ardhi: Er schoss auf die Schnur, mit der er das Pferd angebunden hatte. Und das
Pferd fiel auf seine Beine.
Anna: Na, bravo!
Ardhi: Du bist wohl kein Fan von Münchhausen?
Anna: Nicht so. Hatte er etwa Fans?
Ardhi: Ja, er wurde ziemlich bekannt, weil er so fantasievoll erzählen konnte.
Anna: Aber er hat die Geschichten nur erzählt, nicht aufgeschrieben.
Ardhi: Ja, aber jemand anderes schrieb die Geschichten auf. Und sie wurden Bestseller4.
Anna: Und dabei hat er nur Lügen5 erzählt.
Ardhi: Tja, diese „Lügen“ sind in 20 Sprachen übersetzt worden. Und es gibt auch
Filme über Münchhausen.
Wiederholung mit Nachsprechpausen
Anna: Jetzt noch die Wiederholung.
Er hatte das Pferd angebunden.
Ardhi: Er hatte das Pferd angebunden.
Anna: Er schoss auf die Schnur.
Ardhi: Er schoss auf die Schnur.
Anna: Was hättet ihr gemacht?
Ardhi: Was hättet ihr gemacht?
Anna: Jeder wäre ratlos gewesen.
Ardhi: Jeder wäre ratlos gewesen.
Münchhausen: Ich aber nicht!
Anna: Oh, Herr Münchhausen, gut dass Sie da sind. Ich will Ihnen nämlich auch eine
Geschichte erzählen.
Münchhausen: So, jetzt muss ich leider weg. Hat mich sehr gefreut.
Anna: Halt, hier geblieben!
Ardhi: Ähm, tschüs dann, ich muss jetzt leider auch weg.
Anna: Hör zu! Einen Moment noch, Ardhi. Also: Meine erste Reise nach Afrika machte
ich nicht auf einem Pferd, sondern auf einem Kamel6.
Ardhi: So, so.
Anna: Es war sehr heiß und ich hatte nicht genug Wasser bei mir. So gab ich meinem
Kamel Zitronenlimonade.
Ardhi: Schmeckt sowieso besser.
Anna: Plötzlich aber änderte sich das Wetter. Es wurde kalt. Ein eiskalter Wind blies.
Ardhi: Na so was!
Anna: Da sah ich, dass mein Kamel auf einmal ganz dick war.
Ardhi: Äh, warum?
Anna: Die Limonade im Kamel war gefroren. Sie war zu Eis geworden.
Münchhausen: Unmöglich!
Anna: Das arme Kamel! Könnt ihr euch die Situation vorstellen? Was hättet ihr gemacht?
Ardhi: Also, Anna ...
Anna: Jeder wäre ratlos gewesen. Ich aber nicht. Ich hängte das Kamel mit einer
Schnur an eine Baumspitze, mit dem Kopf nach unten. Bald kam das Eis wieder
heraus.
Ardhi: So ein Blödsinn!
Anna: Ich machte kleine Stücke aus dem Eis und verkaufte sie an die Leute. Seitdem
gibt es in Afrika Zitroneneis.
Ardhi: Also, komm, jetzt reicht’s aber... Tschüs.
Anna: Tschüs!
Ardhi: Du, Anna weißt du was? Ich schreib’ deine Geschichten auf und das wird dann
bestimmt auch ein Bestseller.
Anna: Und wie schaut’s mit dem Geld aus?
Ardhi: Na ja, das teilen wir uns.
Anna: Äh, warum? Das sind doch meine Geschichten und du schreibst sie nur auf.
Ardhi: Was heißt „nur“? Wenn ... wenn ich sie nicht aufschreiben würde, dann würdest
du gar nichts kriegen.
Anna: Ja, aber ohne meine Geschichten kannst du ja gar nichts schreiben!
Ardhi: Ach komm!
Anna: Ja.