Spanien und die USA ließen auf Kuba die Muskeln spielen. Wer würde sich auf der Insel durchsetzen können? Da explodierte am 15. Februar 1898 das US-Schlachtschiff "Main" im Hafen von Havanna.
Die "City of Washington" ankerte im Hafen von Havanna, ein paar Passagiere standen an der Reling und schauten hinüber zur Stadt. Allzu beeindruckend kann das, was sie sahen, nicht gewesen sein. Es war längst dunkel, und sofern in Kuba 1898 überhaupt schon Glühbirnen brannten, haben sie sicher nicht ausgereicht, die Fassaden der stilvollen spanischen Kolonialbauten zu erhellen.
Kuba war in vielerlei Hinsicht eine finstere Gegend. Die Besitzer der Zuckerplantagen beuteten ihre Sklaven aus und waren selber zutiefst unzufrieden mit der Regierung im fernen Madrid. Seit ein paar Jahren kämpften Guerilleros gegen diese Regierung, und die wiederum unterdrückte jedes Streben nach Unabhängigkeit mit ungeheurer Brutalität.
Fassungslose Zeugen
Es ist zu vermuten, dass die Passagiere der "City of Washington" Sympathien für die Aufständischen hegten; viele Amerikaner verglichen deren Rebellion mit dem eigenen, mehr als 120 Jahre zurückliegenden Unabhängigkeitskampf. Ganz uneigennützig war es trotzdem nicht, wenn sie eine Intervention zugunsten der Freiheitskämpfer forderten. Immerhin verfolgten die USA in Kuba wirtschaftliche Interessen; die Präsenz von Europäern auf der Insel empfanden sie als störend. Um den Spaniern das deutlich zu machen, hatten sie das Schlachtschiff "Maine" nach Havanna geschickt. Seit drei Wochen lag es dort vor Anker, "zum Schutz amerikanischer Bürger", wie es offiziell hieß. Von der "City of Washington" aus konnte man die beiden Masten, die sich gegen den tropischen Nachthimmel abhoben, gut sehen.
Da plötzlich wurde es hell. Eine Reihe von Detonationen zerriss die Stille. Die Masten der "Maine" knickten um, das Schiff brach auseinander - und vor den Augen der fassungslosen Zeugen versank der Stolz der U.S. Navy im Meer.
Niemand konnte sagen, wie es zu der Katastrophe gekommen war. Dennoch stand für viele amerikanische Patrioten fest: Es war ein Sabotageakt der Spanier, der an diesem 15. Februar 1898 268 ihrer Landsleute das Leben gekostet hatte. Die Presse heizte die Stimmung dermaßen auf, dass dem Präsidenten schließlich nichts anderes übrig blieb, als von Spanien die Aufgabe Kubas zu verlangen. Das kam einer Kriegserklärung gleich.
Aufstieg zur imperialistischen Weltmacht
Der Spanisch-Amerikanische Krieg dauerte wenig mehr als ein Vierteljahr. Er endete damit, dass die Amerikaner Kuba, Puerto Rico, Guam und die Philippinen besetzten. Spanien hatte seine letzten bedeutenden Kolonien verloren, die USA waren zur imperialistischen Weltmacht aufgestiegen.
Vier Jahre später durfte Kuba Republik werden - Scheinrepublik besser gesagt, denn die Vereinigten Staaten ließen sich in der kubanischen Verfassung das Recht zusichern, im Falle einer Bedrohung ihrer Interessen militärisch einzugreifen. Damit fehlte dem jungen Staat die Souveränität.
Inzwischen haben die Amerikaner kaum mehr Sonderrechte auf Kuba. Nur der Militärstützpunkt in der Bucht von Guantánamo besteht noch. Auf den wirft man inzwischen sogar von Washington aus kritische Blicke ... also, jetzt nicht von einem Schiff namens Washington, sondern von der Hauptstadt aus.
Apropos Schiff: Die "Maine", beziehungsweise ihr Wrack, wurde im 20. Jahrhundert mehrfach untersucht. Hinweise auf einen Anschlag fand man nicht. Wahrscheinlich ist damals im Kohlebunker ein Feuer ausgebrochen, hat auf die Munitionskammer übergegriffen, und die ist explodiert. Eine Tragödie. Dass sie politisch ins Konzept passte ... nun ja, das steht auf einem anderen Blatt.