Wollten die Portugiesen und Spanier sein Japan unterwandern, mit Heilsversprechungen und süßem Kuchen? Am 5. Februar 1597 ließ Fürst Toyotomi Hideyoshi zur Abschreckung 26 Christen kreuzigen.
Wer im Dezember nach Japan reist, wird staunen: Die stille Schönheit der Tempel, die kunstvollen Buddhastatuen - all das geht unter im blinkenden Weihnachtsrausch! Dank des Einflusses der USA ist Weihnachten auch im Land der aufgehenden Sonne ein alljährliches Konsumhighlight. Der portugiesische Jesuitenmissionar Francis Xavier hätte sich das wohl nicht träumen lassen, als er im Jahre 1549 den Japanern zum ersten Mal das Evangelium predigte. Die stille Schönheit der Tempel, die kunstvollen Buddhastatuen ... Xavier war tief beeindruckt von diesem hochkultivierten Inselreich, dessen Menschen noch nie Gottes Wort vernommen hatten und dennoch so zivilisiert und liebenswürdig waren. Und das, obwohl Japan von den Machtkämpfen konkurrierender Fürstenhäuser erschüttert wurde.
Kirchen statt Tempel
Japans streitende Fürsten interessierten sich indessen sehr für die exotischen Handelsgüter der Portugiesen. Der Biskuitkuchen Pão de Castela beispielsweise mundete den hohen Herren vorzüglich. Aber noch wichtiger war Schießpulver. Immer mehr Fürsten ließen sich von den Jesuiten zum Christentum bekehren. Die einen aus Überzeugung, die anderen, um noch besser vom portugiesischen Handel zu profitieren. Die stille Schönheit der Tempel wurde vielerorts platt gemacht, um Raum für Kirchen zu schaffen.
1590 war es Fürst Toyotomi Hideyoshi gelungen, Japan unter seinem Schwert zu einen. Anfangs begegnete er den Fremden noch mit Wohlwollen. Doch als Hideyoshi in einem christlich missionierten Landstrich Japans nach einer Konkubine Ausschau hielt, fand sich unter den konvertierten Jungfrauen keine, die in das unkeusche Angebot einwilligte. Der gekränkte Hideyoshi erließ ein erstes Verbot gegen den Jesuitenorden, das jedoch nicht konsequent umgesetzt wurde.
Hideyoshi schwante, dass die portugiesischen Jesuiten, genauso wie die neuerdings eingetroffenen spanischen Missionare, seine Macht im Land unterwanderten und Japan mii Heilsversprechungen und süßen Kuchen in die Fänge der europäischen Kolonialmächte lockten.
Gefangene gekreuzigt
Der Ärger um ein gestrandetes spanisches Schiff diente Hideyoshi schließlich als Vorwand, um ein Exempel zu statuieren. Er ordnete die Gefangennahme von 24 Christen an, die Mehrzahl davon konvertierte Japaner. Zwei Einheimische schlossen sich freiwillig dem Schicksal ihrer Glaubensgenossen an. Alle 26 Gefangenen weigerten sich, trotz Androhung der Todesstrafe, ihrem Glauben abzuschwören. Wäre Francis Xavier damals noch am Leben gewesen, die Glaubensfestigkeit seiner japanischen Brüder hätte ihn tief bewegt, auch wenn die Mehrzahl der Männer dem spanischen Franziskanerorden angehörte, der mit den Jesuiten konkurrierte.
Am 5. Februar 1597 ließ Hideyoshi in Nagasaki alle 26 Gefangenen kreuzigen. Der Jüngste war 12 Jahre alt. Der Clan der Tokugawa, der nach Hideyoshis Tod an die Macht gelangte, setzte die Verfolgung der Christen fort.
Heute erinnert ein Denkmal in Nagasaki an die 26 ermordeten Christen und die katholische Kirche sprach sie als Märtyrer heilig.
Francis Xaviers Streben, Japan zu einem christlichen Land zu machen, war vergebens. Der Biskuitkuchen Pão de Castela hingegen, stapelt sich bis heute als besondere Spezialität in Nagasakis Souvenirgeschäften. Und auf einigen seiner Verpackungen ist der Jesuitenmissionar abgebildet, wie er die Hand hebt, so als wolle er jenes Land grüßen, das ihn einst so sehr in Erstaunen versetzte.