Ein kleiner Ritt ins Gelände veränderte schlagartig Australiens Geschichte. Am 12. Februar 1851 fand der junge Engländer Edward Hammond Hargraves Gold in Neusüdwales.
Am 12. Februar 1851 ritt ein junger Engländer namens Edward Hammond Hargraves gemeinsam mit seinem Führer nahe der Stadt Bathurst durch das australische Neusüdwales. Die Gegend mit ihren braunen Hügeln und Schluchten kam ihm irgendwie vertraut vor. So ähnlich sah es auch in Kalifornien aus, wo er früher mal sein Glück als Goldgräber versucht hatte, allerdings ohne Erfolg. Aus der Zeit war ihm nichts geblieben, außer ein gewisses Gespür für die Geologie einer Landschaft.
Von Gold umgeben
Jedenfalls bekam er, so erzählte er später, hier in Australien das Gefühl nicht los, "von Gold umgeben" zu sein. Und dieses Gefühl bedrängte ihn hartnäckig so lange, bis er vom Pferd stieg und an den nahe gelegenen Bach ging. Er kratzte ein wenig im Bachbett herum - und hatte plötzlich Gold in der Hand. Man kann sich vorstellen, dass er sich freute. Im Geiste sah er sich schon zum Baronet geadelt und sein Pferd ausgestopft in einer Vitrine des Britischen Museums stehen.
So weit kam es aber nicht. Jetzt brach erst mal ein Goldrausch aus, und der hatte so gar keine Verwendung für die guten alten aristokratischen Gepflogenheiten aus dem Mutterland England. Arbeiter, Angestellte, Dienstboten, Pferdeknechte und Schafhirten, Anwälte und Ladenbesitzer ließen ihr ganzes bisheriges Leben stehen und liegen. Zogen in endlosen Marschkolonnen durch den Schlamm und Regen des australischen Herbstes über die Blauen Berge Richtung Goldland. Betriebe standen leer, Familien hatten plötzlich kein Hauspersonal mehr und wussten nicht, wo sie noch einkaufen konnten.
Rechtsbrecher und brave Bürger
Und als wenig später im angrenzenden Victoria auch riesige Goldvorkommen entdeckt wurden, gab es erst recht kein Halten mehr. Die Einwohner Victorias waren über den gewaltigen Menschen-Zustrom aus den benachbarten Sträflingskolonien allerdings überhaupt nicht erfreut.
Denn Victoria war im Gegensatz zum restlichen Australien keine Sträflingskolonie. Wer hier lebte, war freiwillig eingewandert und hielt sich für was Besseres als die Rechtsbrecher, die England jahrzehntelang hierher verschifft hatte, weil es nicht genug Gefängnisse besaß. Rechtsbrecher, die nun den braven Bürgern Victorias auf Schritt und Tritt im Weg herumstanden. Die in den typischen Goldgräberhütten aus Wellblech hausten, Champagner-Orgien feierten und sich ihre Pfeifen mit Geldscheinen anzündeten. Die alten sozialen Gegensätze galten plötzlich nichts mehr. Wer reich wurde, verlangte nach Einfluss und bekam ihn auch.
Und täglich brachten die Schiffe neue Einwanderer aus Europa und China. Das waren keine Sträflinge, sie waren einfach nur hungrig nach Gold. Die Bevölkerungszahl verneunfachte sich in wenigen Jahren. Als Sträflingskolonie hatte Australien jetzt ausgedient. Es machte sich auf den Weg, ein moderner Staat zu werden.