Grönland: die größte Insel der Erde und autonomer Bestandteil des Königreichs Dänemark – nicht zuletzt dank des Apostels Egede. Autor: Herbert Becker
Das Lösen von Kreuzworträtseln, heißt es immer, sei ein gutes Training für das Hirn. Grad für die Älteren von uns. Nun ja. Schaden wird es jedenfalls nicht, wenn man ab und zu eins macht. Allerdings muss man dann schon auch schauen, dass man es ganz rauskriegt. Die ewig gleichen Wörter einsetzen bringt überhaupt nichts: Vogelprodukt: Ei. Teil des Baumes: Ast. Grautier: Esel. Apostel der Eskimos: Egede.
Wieso Apostel?
Mit Hirntraining hat das restlos gar nichts zu tun. Mit Bildung sowieso nicht. Dieser Egede zum Beispiel. Den Namen hat man vor langer Zeit einmal der Auflösung entnommen. Oder er hat sich ergeben. Seitdem weiß man: Apostel der Eskimos mit fünf Buchstaben: Egede. Kein Vornamen, kein Geburtsdatum, keine Staatsangehörigkeit. Und wieso überhaupt Apostel? Von den zwölfen um Jesus hat keiner Egede geheißen.
Direkt froh muss man sein, dass so gut wie nie jemand auf ihn zu reden kommt. Aber wir können ja bei der Gelegenheit das Kreuzworträtsel-Wissen mit ein paar Fakten unterfüttern: Egede, Hans. Evangelischer Pfarrer. Geht im 18. Jahrhundert nach Grönland, weil er meint, dort vom christlichen Glauben abgefallene und deshalb dringend missionsbedürftige Wikinger vorzufinden. Stattdessen trifft er auf Eskimos.
Halt nein! Eigenname der Eskimos mit fünf Buchstaben? Genau: I-nu-it!
Egede lernt die Sprache der Inuit und übersetzt christliche Texte ins Grönländische. Das Vaterunser zum Beispiel. Kein leichtes Unterfangen im Hinblick darauf, dass die Inuit kein Brot kennen. Was sagt man da für "unser tägliches Brot gib uns heute"? Mit seinem theologisch vielleicht bedenklichen, missionstechnisch aber unübertrefflichen "Unseren täglichen Seehund gib uns heute" stellt Egede sein tiefes Verständnis für die Bedürfnisse der Einheimischen unter Beweis. So was macht eben den Apostel aus!
Mit dem Segen des Königs
Nebenbei bemerkt werden Egedes Erfolge auch vom dänischen König begrüßt.
Dass jener Inuit-Kinder tauft, kommt diesem bei seinen Bemühungen um die Kolonisierung des Landes entgegen. Grönland ist als Wirtschaftsraum entdeckt worden. Der Grönlandhandel blüht. Flensburg, im 18. und 19. Jahrhundert dänischer Hafen, verdankt ihm einen rasanten Aufschwung. Wichtige Erfindungen der Inuit werden in Europa übernommen – sogar samt Namen! Bitte sehr: Sportboot mit fünf Buchstaben: Kajak. Windjacke mit sechs: Anorak.
Stammt alles von den Inuit. Beziehungsweise den Kalallit. Ka-lal-lit. Das ist die grönländische Untergruppe der Inuit – kommt aber im Kreuzworträtsel so gut wie nie vor. Dafür im offiziellen Namen von Grönland: "Kalaallit Nunaat". Auf Deutsch: "Land der Menschen". Weil Kalallit auf Inuktitut "Menschen" bedeutet. Okay?