Frau Liao aus Beijing hat erst vor kurzem eine Nachfolgerin für ihre bisherige Haushaltshilfe gefunden. Über das gesamte vergangene Jahrzehnt hinweg hat Frau Liao die Hilfe von Hausmädchen in Anspruch genommen, um ihren kranken Ehemann zu versorgen. Sie beklagt, dass die Kosten für Haushaltshilfen seit zwei Jahren ohne Unterlass im Steigen begriffen sind:
„Wenn man ein Hausmädchen über eine Agentur sucht, dann wird einem mitgeteilt, dass man mindestens 1.800 bis 2.000 Yuan pro Monat zahlen sollte. Ansonsten willigen sie erst gar nicht ein. Wir wissen ja auch, dass es nicht einfach für sie ist, ihre Heimat zu verlassen und in die Stadt zu kommen. Wir tun schon unser Bestes, das zu berücksichtigen."
Wie Frau Liao mitteilt, habe sie ihrer bisherigen Haushaltshilfe ein Monatsgehalt von 1.000 Yuan gezahlt. Ihrer neuen Angestellten musste sie nun das Doppelte bieten.
Neben dem Lohn für festangestelltes Vollzeitpersonal haben auch die Stundenlöhne von Teilzeitkräften deutlich angezogen. Frau Yang, ebenfalls aus Beijing, beschäftigt zweimal wöchentlich eine Putzhilfe:
„Bis vor kurzem habe ich ihr für eine Stunde zehn Yuan gegeben. Dann wurden es zwölf, schließlich 15 Yuan. Aber jetzt verlangt sie schon 20 Yuan für eine Stunde Saubermachen."
Aber wie lässt sich dieser Anstieg über die letzten Jahre erklären? Lin Fengqin ist Manager in einer Agentur für Haushaltshilfen und erklärt, dass immer weniger Menschen aus den Dörfern bereit sind, diese Arbeit in den Städten zu übernehmen:
„Wer will schon seine Heimat verlassen und als Putzfrau in Beijing arbeiten, wenn man auch in den Dörfern 1.000 bis 2.000 Yuan verdienen kann? Nun, da sich das Leben auf dem Land verbessert, kommen immer weniger Menschen zum Arbeiten in die Stadt. Die Nachfrage nach Haushaltshilfen steigt, aber da es gleichzeitig weniger Arbeitskräfte gibt, steigen die Kosten."
Nach Auskunft Lin Fengqins besteht in ganz Beijing ein Bedarf von 400.000 Putzfrauen pro Jahr. Derzeit können 20 bis 30 Prozent der Nachfrage nicht befriedigt werden, vor allem während des Frühlingsfestes besteht akuter Mangel an Arbeitskräften: Während der Feiertage bleiben bis zu 40 Prozent der freien Stellen unbesetzt.
Aber es gibt noch einen weiteren Grund für die zunehmenden Kosten der Haushaltshilfen: die gestiegenen Erwartungen der Arbeitgeber. Die stellvertretende Direktorin der Beijing Homemaking Service Association Mu Lijie erklärt dies folgendermaßen:
„In der Vergangenheit waren die Aufgaben eines Hausmädchens sehr simpel. Wenn sie etwa eine alte Person oder einen Säugling pflegen musste, dann wurde vor allem darauf geachtet, dass die zu betreuende Person nicht zu Schaden kam und angemessen ernährt wurde. Aber jetzt hat sich das verändert. Von Hausmädchen wird erwartet, technische Geräte zu beherrschen und Kenntnisse in der frühkindlichen Erziehung zu haben. Die Ansprüche sowie die Nachfrage nach qualifiziertem Hilfspersonal sind daher gestiegen."
Über die höheren Anforderungen der Arbeitgeber hinaus sind natürlich auch die Haushaltshilfen selbst daran interessiert, sich weiterzubilden. Denn von einer höheren Qualifikation können sie sich auch ein höheres Einkommen erhoffen.