Wie wir in der letzten Folge berichtet haben, leben die Tataren zum größten Teil in den Städten Yining, Tacheng, Urumqi und anderen Städten im Uigurischen Autonomen Gebiet Xinjiang. Nur ein kleiner Teil von ihnen lebt in ganz Xinjiang verstreut.
Im Jahr 1949 wurde die Volksrepublik China gegründet. Ebenfalls im Jahr 1949 wurde Xinjiang befreit. Damit wurden auch die Tataren befreit.
In den Städten wohnen die Tataren in Lehmhäusern mit flachem Dach. Im Winter sind die Wände der ordentlich eingerichteten und sauberen Häuser geheizt. Sie sind oft mit Teppichen behängt. In den Häfen der Häuser werden mit Blumen und Zierpflanzen kleine Gärten angelegt. Die Tataren in den Weidegebieten sind Nomaden und Wohnen in Jurten.
Die tatarischen Frauen sind bekannt für ihre Koch- und insbesondere ihre Backkunst. An Festtagen oder zum Empfang von Gästen gibt es außer Reis, den man mit der Hand isst, noch zwei Arten Kuchen, den "Itebailixi", der mit Kürbis, Fleisch und Reis gebacken wird. Die Lieblingsgetränke der Tataren sind das bierähnliche "Kerxima", das aus Honig gegoren wird, und "Kesaile"-Wein aus wilden Weintrauben.
Die Männer tragen weiße, bestickte Hemden und darüber eine kurze schwarze Weste oder einen schwarzen, in der Mitte geknöpften Rock. Die Hosen sind schwarz, und die kleine Mütze ist mit schwarz-weißen Mustern bestickt. Im Winter tragen die Männer einen schwarzen Lammfellhut. Die Frauen tragen gern mit Glasperlen besetzte kleine Mützen und lange Kleider in den Farben weiß, gelb und dunkelrot mit gefälteltem Saum. Als Schmuck tragen sie Ohrringe, Armreife und Halsketten aus roten Schmucksteinen. Nach der Befreiung hat sich die Form der Kleidung bei den Tataren stark geändert, weil inner mehr westliche Kleidung getragen wird.
Die meisten Tataren in den Städten leben in Kleinfamilien. Nach der Heirat trennen sich die Kinder von den Eltern, sie sind aber verpflichtet, die Eltern bis zu ihrem Tode zu unterhalten. Die älteren Leute werden sehr verehrt. Die Tataren heiraten Angehörige anderer Nationalitäten, sofern sie Moslems sind. Die Eheschließung zwischen Vettern und Cousinen väterlicherseits ist nicht erlaubt und mütterlicherseits auch selten. Die Hochzeit wird nach religiösen Riten im Haus der Braut veranstaltet. Das Ehepaar soll gemeinsam eine Tasse süßes Wasser trinken, das ein glückliches und langes Leben symbolisiert. Im Allgemeinen bleibt der Bräutigam eine Zeitlang im Haus der Schwiegereltern, manche bis das erste Kind zur Welt kommt. Dann ziehen sie ins Haus des Mannes um. Die Geburt eines Kindes ist von vielen Gebräuchen umrahmt. Am dritten Tag nach der Geburt ist Namensgebung, wobei die Namen meistens aus den heiligen Schriften des Islams stammen. Wenn die Kinder erwachsen sind, stellen sie den Namen des Vaters oder des Großvaters hinter den Eigennamen, wahrscheinlich als Familiennamen. Am siebenten Tag findet das Wiegenfest statt. Die Großmutter mütterlicherseits schenkt dem Enkelkind eine Wiege und Kleidungsstücke. Am 40. Tag holt man Wasser aus 40 Quellen, in dem das Kind baden soll. Das Baden in Wasser aus allen vier Himmelsrichtungen soll dem Kind ein gesundes Wachstum bringen.
Nach dem Tod eines Menschen wird der Leichnam nach religiösen Vorschriften gereinigt und mit weißem Tuch gewickelt und dann begraben.
Das Kulturleben der Tataren ist vielfältig. Ihre nationale Musik hat klare Rhythmen und einen freien und unbefangenen Stil. Unter den zahlreichen Musikinstrumenten sind die zweilöcherige Holzflöte "Kunie", die Mundharmonika "kebis" und die zweisaitige Geige zu nennen. Die tatarischen Tänze sind heiter und frei. Die Bewegung der Männertänze liegt vorwiegend in den Beinen, Während die der Frauentänze in Händen und Hüften liegt. Die Tänze der Tataren enthalten Merkmale der Tänze der Uiguren, Russen und Usbeken, haben jedoch einen eigenen, unverwechselbaren Stil. An Festtagen veranstalten die Tataren oft große Tanzwettbewerbe. Das Pflugfest, das jedes Jahr im Frühling in einer landschaftlich schönen Gegend stattfindet, ist ein großes Zusammenentreffen, bei dem Gesänge, Tänze, Ringkämpfe, Rennen und Tauziehen veranstaltet werden. Das beliebteste Spiel der Tataren ist ein Wettlauf, bei dem jeder Teilnehmer einen Esslöffel mit einem Ei im Mund hält. Wer zuerst das Ziel erreicht, ohne dass das Ei zu Boden fällt, ist Sieger. Die Theaterkunst der Tataren hat sich im Vergleich zu anderen Nationalitäten in Xinjiang sehr früh entwickelt. Schon Anfang der dreißiger Jahre des 20. Jahrhunderts gab es tatarische Theaterensembles in Yining, Tacheng und Urumqi.