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Aufsätze by Robert Walser:Das Büebli

时间:2023-01-10来源:互联网 字体:[ | | ]  进入德语论坛
(单词翻译:双击或拖选) 标签: Aufsätze by Robert Walser
Er ist Bankkommis und ein kleiner Kerl, »Säubübli« von seinen Kollegen genannt, eine Benennung, die er mit scheinbarer Gleichgültigkeit erträgt. Etwas Geringfügiges schwebt um seine Gestalt, und eigentlich ist er nur eine Figur, keine Gestalt, nur ein menschliches Etwas, keine Erscheinung. Ein bißchen ländlich beträgt er sich, und er stammt in der Tat auch vom Land, sein Vater verträgt in dem Dorf, wo er her ist, die Briefe. Es soll also wohl oder übel auch etwas Pöstliches an ihm sein, ja, beinahe, aber dies kommt ungefähr so schwach zum Ausdruck, wie die Mienen an den Personen eines schlechtgeschriebenen Romanes, oder wie das Lächeln eines jener geriebenen Menschen, die nicht mit den Lippen, sondern mit den Ohrlappen zu lächeln pflegen. Im übrigen heißt unser Statist Glauser, Fritz mit Vornamen. Er nimmt Fechtstunden, »so ein Dräckbürschli«. Seine Körperhaltung ist infolgedessen eine recht gute, die Haltung schulmeistert beständig das, vermöge dessen sie da ist, den Körper, und der kleine, gute Glauser-Körper läßt sich ruhig und ergeben von der unzufriedenen Geist-Haltung kommandieren. An der Haltung merkt man etwas, und am Körper belächelt man etwas, und an Glauser will man immer etwas auszusetzen haben.
 
So zum Beispiel sagt man, er sei ein Streber, was ja nun allerdings ein wenig wahr ist, aber sein Strebertum ist ein feines und bewußtes, es korrespondiert mit den »Fechtstunden«. Er strebt danach, seinen Herren Abteilungschefs und Meistern Vorgesetzten zu gefallen. Keine üble Idee, aber in den Augen des Kollegen Senn, des »aufrührischen Vasallen«, ist das gemein. Den säuerlich dampfenden und kochenden Atem seines Meisters Hasler verträgt Glauser, wenn derselbe unvermutet hinter ihm steht, mit Bravour, ja sogar mit Liebe, denn er sagt sich: »Anstandshalber habe ich gegen solcherlei Atemübungen nichts einzuwenden. Ein besserer Duft wäre mir lieber. Aber wenn Chefs so atmen, so nehme ich 's hin.«
 
Er ist klug, und er hat Charakter, er kennt keine Torheiten. Seinen weiteren Kollegen Helbling verachtet er, aber vorsichtig, und seinen noch weiteren Kollegen Tanner hält er für einen netten Kerl, aber für prinzipienlos. Helbling will nicht arbeiten, Tanner bezweckt nichts mit der Arbeit, aber Glauser arbeitet an seiner persönlichen Weiterentwicklung, er fühlt sich berufen, Großes zu erreichen, er macht im Geist Karriere.
 
Er spart auch, er ißt für vierzig oder für dreißig Rappen zu Mittag, eine Ausgabe, die ihm imponiert, weil sie zu seinen Plänen paßt. Zu rauchen gestattet er sich nicht, obwohl er es gern täte, dafür aber trägt er Handschuhe und einen gewichtigen Spazierstock mit silbernem Knopf. Es ist dies ein Luxus, aber erstens nur ein einmaliger, und zweitens gibt der Mensch, der etwas erstrebt, gerne zu merken, daß es ihm eine Unmöglichkeit ist, sich zu unterschätzen.
 
»Ich bin vom Land,« denkt öfters Glauser, »und habe aus diesem Umstand heraus die Verpflichtung, es den Städtern zu zeigen, was ein fester Willen vermag.« Er benützt und besucht die Lesehallen, er ist im höchsten Grade bildungsbedürftig, und er weiß sich die Vorteile, die die Stadt bietet, zu Nutzen zu machen. Er sagt sich: »Diese Städter! Da schwärmen sie für die Landschaft. Ihre Bibliotheken vernachlässigen sie. Gut, dann übernehmen eben die Söhne vom Land ihre Errungenschaften.«
 
Glauser hat scheinbar ein Verhältnis mit der Kellnerin des »Ochsen«. Dort pflegt er zu Abend zu essen, das ist etwas teurer als im Volkswohltätigkeitshaus, man trinkt Bier zu einer Portion saurer Lebern, aber es gehört sich, infolgedessen tut er's. Die Verbindung mit dem Mädchen kostet nichts, denn sie liebt ihn. Das »Säubübli« ist also irgendwo Hahn im Korb, hat irgendwo einen Stein im Brett, das wirkt wohltuend, das erhebt, das macht, daß man sich seiner Vorteile beständig bewußt bleibt. Da kann man die andern reden lassen.
 
Sein Gehalt ist ein geringer, aber Glauser verbietet sich auf das strengste, von einem höheren Salär zu träumen. So etwas reibt auf und ist inkorrekt, denn es lenkt von den Obliegenheiten des Tages ab, und das verhindert ein Mensch, der weiß, was Pflicht und Schuldigkeit sind. »Das ist helblingisch,« denkt er und ist stolz und froh, sich derart bemeistern zu können. Absichtlich macht er Fehler, um ab und zu einen Verweis zu hören, aus Diplomatie, damit es nicht in der hintersten Ecke heißt: »Dieser kleine Luscheib von Streber!« – Jeder will gern ein bischen populär sein, am liebsten die zukünftigen Herrscher.
 
An Gehaltszahltagen freuen sich die meisten Angestellten kindlich. Der Klang des klimpernden Goldes erinnert an schöne Naturmomente, an Genüsse, an das Verhalten-Menschliche. Es spricht eben zu den Herzen und zu den Einbildungskräften. Nicht so Glauser. Der begegnet der fein lächelnden Angestelltin, die gewöhnlich auszahlt, kalt und gebärdet sich, während die liebliche Zahlerin ihres Amtes bei ihm waltet, folgendermaßen: »Dummköpfin! Mach's rasch!« – Es paßt ihm nicht, sich zu freuen, seine Lüste sind tieferer und bewußterer Art.
 
An gemeinschaftlichen Sonntagsvergnügungen nimmt er indessen teil, aus Politik, aber auch aus Anstandsgefühl, da er nicht ein versteckter Einsamer sein will. So etwas gehört sich, Grund genug, mit dabei zu sein. Das Tanzbein schwingt er trocken, aber er schwingt es wenigstens. Das Tanzen gehört im Vergleich zum »Saufen« noch in den schönen Kreis des Geistigen, demnach hat man sich's in keinerlei Weise zu verbieten. Daneben kann Glauser sich ja noch ruhig über die Sache erhaben fühlen, sowohl als über den armen Helbling, der dem Vergnügen leidenschaftlich ergeben ist, und der sich von der »Sache« hinreißen läßt.
 
Glauser liest Nietzsche, er liest ihn, aber er läßt sich durch diesen Autor nur zeitweise fesseln, niemals bestürmen, auch nicht irgendwelche Muster vorschreiben. Er hat seine ganz eigenen Gedanken, ihm imponiert so leicht keiner. Die Geschichte Napoleons aber hat es ihm angetan, diesen Mann nimmt er zum Vorbild. Daneben ist es eine englische Grammatik, der er vorzugsweise seine Nebenstunden widmet. Er ist Mitglied des Kaufmännischen Vereines, aber ein laxes, die Verbandsinteressen berühren ihn wenig, übrigens ist er erst zwanzig und ein halbes Jahr alt.
 
Gesundheitshalber begibt sich das kleine »Glauserli« fast jeden Mittag, während der Bureaupause, zum See hinaus, in die dortigen, hübschen Quaianlagen, um sich auf eine Bank zu setzen. Der Schatten ist ihm ebenso lieb wie die Sonne, aber um kein Haar lieber. Der Wind ist ihm angenehm, aber nicht süß wie »diesem Poeten Tanner«. Die Natur ist nützlich und gut, keineswegs entzückend. Auf der Bank liest er ein Buch. Drum herum ist Natur, aber eben, das ist es, die Natur ist gut zum Drumherumliegen, das Buch ist die Hauptsache. Die Natur wärmt und freundet sich an: von selber: eine Art Dienstbotin, eine stumme, gutmütige Pflegerin. Man nutzt das aus, denn das lohnt sich.
 
Schritt für Schritt schreitet unser Held vorwärts, und das heißt soviel als, er macht immer seine Sache ordentlich. Nie verspätet er sich. Sein Anzug ist ebenso sauber wie seine Arbeiten, die er abliefert, sein Auftreten aber entspricht seinen Plänen, das heißt, es ist bescheiden, hohe Pläne schreiben das vor. Während er arbeitet, scheint er verschwunden zu sein, er ist gar nicht mehr auf der Welt, er lebt in den unsichtbaren und unsichtbarmachenden Regionen der Pflichterfüllung. »Meine Arbeit ist zu geistlos für mich,« denkt er, aber es genügt ihm, daß er diesen Einfall gehabt hat, er macht kein Drama daraus. Er arbeitet langsam, Zahl für Zahl, Buchstabe für Buchstabe, richtig, gesetzt, leidenschaftslos, wie es sich schickt vor einer Leistung, die keine Anforderungen an die Begabung stellt. Das freut ihn kalt, daß es so ist. Glauser, »das Lusbübli«, ist von einer durchtriebenen Zufriedenheit beseelt, und das ist es, was andern in die Augen sticht, denn »dahinter steckt etwas!« –
 
»Eines Tages,« denkt ›dä chli Hagel‹, »werde ich ihr Chef sein. Die werden sich wundern.« Er hat sich im stillen längst vorgenommen, nie Stellung zu wechseln, eigenmächtig, sondern sich langsam an immer bessere Posten versetzen zu lassen. Er weiß, daß es jahrelang dauert, ehe er avancieren kann, aber das schreckt ihn nicht, im Gegenteil, er hat eine diabolische Genugtuung, empfinden zu dürfen, daß man ihm reichlich Gelegenheit zum hartnäckig Ausharren geben wird. Er weiß sich im Besitz der hierzu erforderlichen Tugenden, und er lacht auf den Stockzähnen hinten. Er hat Geduld wie eine Bahnübergangsbarriere. Er sieht ja täglich das Muster der natürlichen Ungeduld vor sich, den Helbling, der mit den Uhren kokettiert. Von diesem denkt er: »Der macht's nicht mehr lange.«
 
Tanner macht's auch nicht mehr lange. Der arbeitet um des Arbeitens willen. Das ist so eine Art zweckloser Künstlernatur! Das still beobachtende »Bübli« ist seiner Sache sehr sicher. Nach kurzer Zeit fliegen die beiden »hinaus«, Helbling auf dem Wege des Schassens und Tanner aus eigenem Drang. Der eine »geht« zwecklos und der andere mit Schand und Spott. Glauser aber stickt und zeichnet an dem fein erdachten Gewebe seines Berufsprogrammes ruhig weiter.
 
Er hält das Ding aus, und weit mehr: Die Bureausystemseele ist wie seine eigene, das heißt, keine Verdächtigungen! Er meistert eben seine Seele. Er sieht: aha, hier geht es so zu, und da geht es sofort in ihm selber ähnlich zu. Seine Energie läßt kein Unwohlbefinden aufkommen. So eine Seele ist weich, und wozu? Zum Daraufdrücken! Eine Seele ist nach Glausers Prinzipien zum Zermalmen da.
 
O er bringt es weit, aber noch lange nicht. Es geht langsam, aber dann, nachdem es ein Leben gedauert hat, wird er konstatieren können, daß er es weit gebracht hat. Und wenn er's zu nichts bringt, so hat er doch reich gelebt: er hat gewollt! – 
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