Wenn man sagt, er sei ritterlich vom Scheitel bis zur Fußzehe, so ist das noch lange keine Porträtskizze. Sein Gesicht ist nicht gerade schön. Fast gar keine Nase. Die Nase ist in den Gesichtsball eingedrückt, als wäre sie in irgendeiner Stunde von einem unbarmherzigen Schwerthieb zur Hälfte abrasiert worden. Ich sage absichtlich: wegrasiert. Die Nichtachtung des Schicklichen paßt zu dieser Manneserscheinung. Percy haßt die treffenden Worte, die Grazie, die Parfüms. Die Zeichnung seines Mundes drückt Wehmut und Zorn zugleich aus, aber in seine großen Augen scheint sich das Entzücken von hundert blauen Himmeln ein für allemal verliebt zu haben. Wenn der Mann diese Augen schließt, erwarten die Umstehenden etwas Furchtbares, die Gegend zuckt zusammen, die Welt wird finster. Die Gestalt ist eher klein als groß, eher unscheinbar als imponierend. Die Rüstung ist einfach, aber die Haltung ergibt das unsichtbar-sichtbare Bild des Königlichen. Die Lippen sind unbeweglich, sie lächeln wunderselten, und wenn sie es einmal tun, so schießt Hohn zum Gesicht heraus. Spott bedeutet bei Percy, infolge der Rauheit, die ihn beherrscht, die Spitze der Gutmütigkeit. Wen er verspottet, den liebt er, und er kann lieben. Sein Körper macht nicht die geringste überflüssige Bewegung. Er haßt das Schöne, er bemüht sich, eckig aufzutreten. Was an ihm schön erscheint, ist unbewußt. Wenn er wüßte, wie hübsch er ist, zerrisse er sein eigenes goldenes Wesen, ja, er würde sich selber ins Gesicht spucken. Aber dazu müßte er einen Spiegel haben, und diesen Gebrauchsgegenstand kennt er gar nicht. Was er liebt, verachtet er, was er bevorzugt, findet er langweilig, wovon er träumt, das ist lebensgefährlich. Wo das Leben nicht auf dem Spiel steht, mag er nicht leben. Nie ist ein Ehemann von seiner Gattin so geliebt worden und nie mit mehr Ursache. Percy kennt gar keine Tapferkeit. Man kennt nur, was man studiert. Percys Kühnheit ist Percy angeboren, er kann nichts dafür, daß er ein Held ist. Seine Leibfarbe ist grau, sein Schmuck grün, der Federbusch rot. Einer seiner Diener stülpt ihm den Helm auf den Kopf, gleichviel welchen; Percy ist geschmacklos. Er ist zu voll von Ahnung, als daß er in solchen Dingen eine Wahl treffen könnte. Er ist zu frech zu irgendwelcher Bekleidungsfrage und zu zartfühlend zur Farbenlehre. Seiner Frau ist er Gott, er weiß das, und das plagt ihn, wenn er frühstückt. Die Zärtlichkeit, die er empfindet, sobald er sein Weib nur anschaut, will ihn »jedesmal kaput machen«. Hoffentlich sind das seine eigenen Worte. Er macht dann Witze, sagt Adieu und reitet zum Teufel. Die Manieren des Rittertums sind ihm viel zu fade, er benimmt sich wie ein heutiger einfacher Arbeiter. Die Musik liebt er wie nicht gescheit. Wenn sie ihm, abends, nach der Schlacht, wenn er sich ermüdet an einen Baum anlehnt, ertönt, will ihm das Herz, von Tränen getragen, wegschwimmen. Er, der am Tag eine stattliche Sammlung von abgehauenen Armen, Beinen, Köpfen und Händen auf die blutiggefärbte Wiese zusammengejähzornt hat, versteht es, unmittelbar nach Vollendung des schrecklichen Werkes, aus der Natur schöne und sonderbare Stimmungen zu ziehen und sich denselben, wenn auch nur für kurze Zeit, hinzugeben. Seine Stimme, wenn sie genug geschrien und trompetengeblasen hat, will sich zur Abwechslung auch mal die Wonne des Erzitterns gönnen. Zur Religion steht er sich, na! Lieber nicht aussprechen. Ich glaube, sie ist ihm mehr als gleichgültig. Sie ist ihm eine Krähe oder sonst was, genug, er bedarf ihrer nicht. Er hat Hölle und Himmel auf Erden. Ideale hat er keine, nicht einmal Ehrgefühl; es reißt ihn zum Wagnis hin, zufällig ist das gerade sein Ideal, er tobt und erwirbt Ehre. Er träumt davon, den Prinzen von Wales kampfunfähig zu machen, dann zu lachen und den Überwundenen zu küssen. Bis dahin tötet er, was ihm unter das Schwert läuft, von da an würde er möglicherweise ein gesitteter Mensch werden, aber wahrscheinlich auch dann nicht, sein Trotz würde es ihm kaum gestatten. Er stirbt als Junge, aber man hat, wenn man ihn röcheln und sterben sieht, das Gefühl, ein Riese hauche da seinen Atem aus.