Es ist wieder soweit: Jedes Jahr aufs Neue begeben sich Abermillionen Chinesen auf den Weg in ihre Heimatprovinzen. „Chunyun" hat begonnen – die größte jährliche Migration weltweit.
Chunyun steht für das erhöhte Verkehrsaufkommen im Vorfeld des chinesischen Neujahrsfestes, das ausgerichtet nach dem Mondkalender Ende Januar oder Anfang Februar gefeiert wird. Es ist das wichtigste Fest der Nation, bei dem Familienangehörige oftmals das einzige Mal im Jahr zusammenkommen.
Das Phänomen hat sich seit den 1980er Jahren immer mehr herausgebildet, nachdem die großen Städte im Osten und Süden des Landes durch einen beispiellosen Aufschwung immer mehr Arbeiter anzogen. Bei einem Großteil handelt es sich um einfache Leute, die auf dem Bau oder im Service arbeiten. Eltern lassen Kinder bei den Großeltern auf dem Land, um für sie in den Metropolen der Volksrepublik eine bessere Zukunft zu erwirtschaften. Aber auch unzählige Büroangestellte, die sich in Beijing, Shanghai oder Shenzhen ein eigenes Leben aufgebaut haben, machen sich auf den Weg zu ihren im ganzen Land verteilten Familien.
Schon seit Wochen seien Tickets ausverkauft, klagt ein Kollege in der CRI-Redaktion, der verzweifelt versucht, mit dem Zug in seine Heimat Taiyuan zu gelangen. Eine Freundin, deren Eltern in Jinan leben, hat es mittlerweile aufgegeben und fährt gezwungenermaßen mit dem Auto die 500 Kilometer in die Hauptstadt von Shandong. Heutzutage verläuft mehr als die Hälfte des Chunyun-Verkehrs über die Straße.
Es ist immer wieder dasselbe. Obwohl zu Chunyun Sonderzüge fahren, gibt es nicht genügend Fahrkarten für die vielen Chinesen, die sich keine teuren Flugtickets leisten können. Deswegen ist übrigens der Flugverkehr von Chunyun kaum betroffen.
Laut China Daily rechnet die nationale Kommission für Entwicklung und Reform in diesem Jahr während der Chunyun-Zeit vom 24. Januar bis 3. März mit einem Gesamtpassagieraufkommen von 2,91 Milliarden. Das sind 3,6 Prozent mehr als 2015. Allein am Beijinger Westbahnhof werden voraussichtlich über elf Millionen Menschen ein- und aussteigen.