Am Montag hat die chinesische Medizin-Nobelpreisträgerin Tu Youyou im schwedischen Karolinska-Institut eine Rede mit dem Titel „Artemisinin, ein Geschenk der TCM an die Welt" gehalten.
Darin stellte die Wissenschaftlerin die Forschungsgeschichte ihrer TCM-Akademie von vor 40 Jahren bis heute dar, in deren Mittelpunkt der Anti-Malaria-Wirkstoff Artemisinin steht. Nach wiederholten Experimenten und klinischen Forschungen konnte die Substanz erfolgreich extrahiert werden und ist heute in seiner Wirkung von der internationalen Gemeinschaft anerkannt:
„Nach meinen Ausführungen könnte man vielleicht denken, dass dies nur ein normaler Prozess auf dem Weg zu einem weiteren Arzneimittel war. Allerdings ist das Verfahren zur Extrahierung von Artemisinin aus dem traditionellen Heilkraut, das in China seit mehr als 2000 Jahren benutzt wird, sehr kompliziert gewesen."
Tu Youyou fügte hinzu, um eine klinische Anwendung möglichst schnell zu verwirklichen, hätten Mitglieder des Forschungsteams nach ersten Tierversuchen das Extrakt des Hauptwirkungsstoffs auch selbst eingenommen, um die Wirkung zu testen. Gerade aufgrund dieses unerschütterlichen Erforschungsgeists sei der Anti-Malaria-Wirkstoff so schnell zum Einsatz gekommen.
Heutzutage sei die Malaria nach wie vor eine große Herausforderung für die Weltgemeinschaft, so Tu Youyou. Statistiken zufolge habe es 2013 weltweit zirka 198 Millionen Malaria-Patienten gegeben. 580.000 Personen seien an der Epidemie verstorben, 78 Prozent der Toten seien Kinder im Alter von unter fünf Jahren gewesen. Neun von zehn aller Malaria-Todesfälle entfielen auf den afrikanischen Kontinent. Noch besorgniserregender sei, dass in der Groß-Mekong-Region, darunter Kambodscha, Laos, Myanmar, Thailand und Vietnam, bereits eine Arzneimittelresistenz des Malariaerregers gegen die derzeitige Form des Artemisinins entstanden sei, was eine neue Herausforderung für die globale Anti-Malaria-Kampagne darstelle, betonte Tu weiter. Sie rief die Mediziner weltweit auf, das von der WHO 2011 initiierte globale Programm zur Eindämmung der Arzneimittelresistenz des Malariaplasmodiums zu unterstützen und bei der Umsetzung tatkräftig zu helfen.
In ihrer über 20-minutigen Rede erwähnte Tu Youyou mehrmals, dass die TCM eine reiche Schatzkammer für Mediziner aus aller Welt sei. In ihren Anfangsjahren als Wissenschaftlerin habe sie durch die Sammlung zahlreicher klassischer TCM-Schriften, Besuche bekannter TCM-Ärzte und das Studium volkstümlicher Malaria-Rezepte die Inspiration erhalten, aus dem traditionellen Heilkraut den Hauptwirkungsstoff Artemisinin zu extrahieren:
„Bei der Erforschung von Artemisinin habe ich festgestellt, dass die Traditionelle Chinesische Medizin und die westliche Medizin beide ganz eigene Vorteile haben. Mit der organischen Verbindung und der gegenseitigen Komplementarität beider Seiten kann ein größeres Entwicklungspotential und eine bessere Entwicklungsperspektive geschaffen werden. Die Natur bietet uns vielfältige pflanzliche Ressourcen, die von Medizinern in neue Medikamente umgewandelt werden können. Die TCM hat während ihrer mehrere Tausend Jahre langen Entwicklung zahlreiche klinische Erfahrungen gesammelt. Der medizinische Wert der verschiedenen Naturressourcen ist bereits gut zusammengefasst worden. Durch eine weitere Überlieferung und Weiterentwicklung können mit Sicherheit noch neue Funde gemacht werden und Neuerungen entstehen, was der ganzen Menschheit dienen wird."