Nach der Flüchtlingstragödie im Mittelmeer gehen die Vereinten Nationen nun von etwa 800 Todesopfern aus. "Man kann sagen, dass 800 Menschen gestorben sind", sagte die Sprecherin des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR in Italien, Carlotta Sami, am Dienstag. Die UN-Vertreter hatten zuvor mit den meisten der 27 Überlebenden des Unglücks gesprochen, die in der Nacht nach Catania gebracht worden waren. Ihren Aussagen nach waren auch Kinder an Bord des Unglücksschiffs.
Laut Angaben der Überlebenden seien die Flüchtlinge vor allem aus Mali, Gambia, Senegal, Somalia, Eritrea und Bangladesch gewesen.
Die italienische Staatsanwaltschaft erklärte am Dienstag, bei dem Unglück habe sich ein portugiesischer Frachter zur Hilfe dem Flüchtlingsschiff angenähert. Allerdings habe der Kapitän des Flüchtlingsschiffs den Frachter fehlerhaft für ein Kriegsschiff gehalten. Aufgrund einer Panik der Flüchtlinge an Bord sei das Schiff gekentert.
Bis jetzt haben italienische Behörden nur über 20 Leichen geborgen. In der Nacht zum Dienstag wurden der 27-jährige Kapitän tunesischer Abstammung und ein 25-jähriger Matrose aus Syrien festgenommen. Beide stehen unter der Anklage der fahrlässigen Tötung und des Menschenschmuggels.
In den letzten Jahren ist es aufgrund andauernder Unruhen in nordafrikanischen Ländern wie Libyen zu immer mehr illegalen Migrationen über das Mittelmeer nach Europa gekommen. Allerdings ereignen sich häufig Schiffsunglücke, was das Mittelmeer zu einem sogenannten „Meer des Todes" gemacht hat.
Von Januar 2015 bis heute sollen bereits mehr als 1750 illegale Immigranten im Mittelmeer ums Leben gekommen, also mehr als 30 Mal mehr Menschen als in der gleichen Periode des Vorjahres. Beobachter sind der Ansicht, die sogenannte Frühlingssaison der illegalen Migration habe erst begonnen. Allerdings habe sie jetzt schon die Tragödie mit der höchsten Totenzahl seit dem Zweiten Weltkrieg ausgelöst. Dies demonstriere eine drastische Verschlechterung der Situation der illegalen Migration im Mittelmeer.