Eineinhalb Wochen vor dem Referendum über eine Loslösung Schottlands von Großbritannien liegen erstmals die Unabhängigkeits-Befürworter in einer Umfrage vorn. Zwar blieben die Abspaltungsgegner in einer zweiten Umfrage knapp in Führung, doch ist der Ausgang des Referendums damit so offen wie nie.
In der Untersuchung des Instituts YouGov für die Zeitung "Sunday Times" sprachen sich 51 Prozent der befragten schottischen Stimmberechtigten für die Abspaltung von Großbritannien aus, 49 Prozent waren dagegen. Obwohl sich der Vorsprung von zwei Prozentpunkten noch innerhalb der statistischen Fehlermarge bewegte, sorgte die Umfrage für Jubel bei den Verfechtern der Unabhängigkeit, allen voran Regierungschef Alex Salmond und seiner Schottische Nationalpartei. Sie sehen einen Aufwärtstrend ihrer Bewegung verfestigt, der sich seit einigen Wochen abzeichnet.
Offenbar in Reaktion auf den Meinungsumschwung in den Umfragen versprach der britische Finanzminister George Osborne Schottland eine größere finanzielle Autonomie, sollte es sich für einen Verbleib in der seit 300 Jahren bestehenden unio mit England entscheiden. Darauf habe sich die Regierungskoalition aus Konservativen und Liberaldemokraten mit der oppositionellen Labour-Partei geeinigt, sagte Osborne der BBC. Noch in den kommenden Tagen werde London einen Aktionsplan verkünden, der den Schotten mehr Vollmachten bei "Steuer, Ausgaben und der Gestaltung des Wohlfahrtstaats" gebe.
Für den britischen Premierminister David Cameron wäre ein Ja der Schotten zur Unabhängigkeit ein schwerer Schlag. Nach Informationen der "Sunday Times" sieht er sich wachsendem Druck ausgesetzt, in dem Fall sein Amt zur Verfügung zu stellen. Die Queen sorge sich sehr über den Ausgang des Referendums und wolle täglich über die Stimmung auf dem Laufenden gehalten werden.
Der schottische Regierungschef und Unabhängigkeitsbefürworter Alex Salmond spricht zwar dafür aus, dass die Monarchin auch an der Spitze eines unabhängigen Schottlands steht. Ob es im Fall der Fälle aber wirklich dazu käme, ist jedoch unklar. Schließlich sei die Queen eine unioistin, so ein Berater gegenüber der "Sunday Times".