Der Irak befindet sich in der schwersten Krise seit dem Abzug der US-Truppen im Jahre 2011. Kämpfer der regierungsfeindlichen Organisation „Islamischer Staat im Irak und der Levante" (ISIS) haben in den letzten Wochen mehrere wichtige Städte wie Mosul und Tikrit erobert und sogar einen Vorstoß Richtung Bagdad unternommen.
Die irakische Armee hat nach eigenen Angaben am Wochenende eine erfolgreiche Gegenoffensive gestartet, bei der sie den Ort Al-Qaim und eine Wachstation an der Grenze zu Syrien zurückerobert habe. Im Kampf gegen die Terroristen habe man auch bereits in verschiedenen Regionen Kampfflugzeuge eingesetzt, erklärte ein irakischer Militärsprecher.
Die Dschihadisten meldeten unterdessen einen Angriff auf die 25 Kilometer nördlich von Bagdad gelegene Armeebasis Tadschi. Am Montag erklärte Bürgermeister der Stadt Tal Afar, Abdulal Abdul, seine Stadt sei vor dem Morgengrauen ebenfalls von Kämpfern der regierungsfeindlichen Kräften eingenommen worden.
Die Situation im Irak sorgt weltweit für Besorgnis. Die Hohe Kommissarin der Vereinten Nationen für Menschenrechte, Navanethem Pillay, sprach im Zusammenhang mit dem brutalen Vormarsch der Dschihadisten von Kriegsverbrechen. Nach zahlreichen Berichten sollen ISIS-Kämpfer in den vergangenen Tagen allein in Tikrit mehrere hundert gefangene irakische Soldaten, Polizisten und andere Regierungsbeamte hingerichtet haben.
Saudi-Arabien rief in einer Erklärung den Irak dazu auf, konstitutionelle und politische Reformen einzuleiten. Eine Regierung der nationalen Versöhnung solle alle Gruppen gleichberechtigt umfassen.
US-Präsident Barack Obama stellte dem Irak militärische Hilfe in Aussicht. Er entsandte den Flugzeugträger "USS George H.W. Bush" zusammen mit einem Kreuzer und einem Zerstörer in die Region. Im Kampf gegen die Dschihadisten prüfe man die Option eines kurzfristigen Militäreinsatzes, so ein Sprecher.