In alten Zeiten lebte ein Kaufmann, der sehr reich war. Nach Gottes Ratschluß ging aber sein Reichtum von Tag zu Tag zurück, so daß ihm das Notwendigste fehlte. Nur einen Esel besaß er noch, der vor Hunger so schwach und elend geworden war, daß er sich nicht mehr bewegen konnte. Da sagte er aus Mitleid mit seinem Esel zu sich: „Anstatt ihn verhungern zu lassen, will ich ihn ins freie Feld lassen zum Grasen. Vielleicht hilft das ihm.“ Aber aus Furcht, daß die wilden Tiere wegen seiner Schwäche ihm leicht ein Leid zufügen konnten, legte er ihm ein Löwenfell auf den Rücken und ließ ihn so frei laufen.
Die wilden Tiere hielten den Esel für einen Löwen und flohen vor ihm. Nach einiger Zeit war der Esel ganz fett geworden. Als er einmal wieder herumstreifte, traf er einen Garten, in den er hineinging. Als die Gärtner den Esel sahen, hielten sie ihn für einen Löwen und kletterten auf einen Baum, während der Esel rechts und links alles fraß, was er im Garten fand. Währenddessen gingen draußen vor dem Garten einige Esel vorüber und schrieen; als der Esel im Löwenkleid die Stimmen seiner Genossen hörte, ließ er sein widerwärtiges Geschrei erschallen.