In der Stadt Rakka lebte ein Derwisch, der reich an lobenswerten Tugenden und schätzenswerten Eigenschaften war, mit Namen Danadil. Alle Leute in der Stadt liebten ihn.
Einst entschloß er sich, die Pilgerreise nach Mekka zu machen, und trat ohne Freund und Genossen die Reise durch die Wüste an. Unterwegs beabsichtigten einige Räuber ihn zu töten, da sie bei ihm Geld vermuteten. Als Danadil ihre Absicht merkte, sagte er: „Ich habe nicht [288]mehr Geld bei mir, als gerade für die Pilgerfahrt genügt. Wenn euch das genügt, so nehmt ohne Zaudern alles, was ich habe, aber laßt mich frei, damit ich die Pilgerfahrt beendige und meine Absicht erreiche.“ Die Räuber, die sich fürchteten, ihn am Leben zu lassen, beschlossen, ihn ohne Erbarmen zu töten. In seiner Not schaute der Arme sich nach allen Seiten um, und wie der Ertrinkende sich an einen Strohhalm klammert, so sah er überall nach Hilfe aus. In dieser Einöde war aber kein lebendes Wesen zu erblicken außer einer Herde Kraniche, die über ihnen durch die Luft flogen. Als Danadil sie hörte, rief er aus: „Ihr Kraniche, ich muß in dieser Wüste von den Händen dieser Räuber sterben und außer Gott weiß niemand etwas davon. Ich hoffe, daß ihr mein Blut nicht ungerächt laßt und mich an diesen Blutgierigen rächen werdet.“ Als die Räuber dies hörten, lachten sie und fragten ihn spöttisch nach seinem Namen. Auf seine Aussage, daß er Danadil46 heiße, sagten sie: „Der Name paßt für dich gar nicht, denn wie kannst du Danadil heißen, wenn du nicht einmal weißt, daß die Vögel dich nicht verstehen? Für uns ist es ausgemacht, daß du ganz dumm bist. Und einen Dummen umzubringen, ist keine Sünde.“ Sie töteten ihn und nahmen das wenige, das er bei sich hatte. Als die Kunde seines Mordes in der Stadt bekannt wurde, trauerten alle sehr um ihn und bemühten sich, die Mörder ausfindig zu machen. Schließlich, nach langer Zeit, waren die Bewohner der Stadt bei dem Opferfest auf dem Betplatze vereinigt und die Mörder des Danadil waren auch dabei. Währenddessen flog eine Schar Kraniche über den Köpfen der Mörder und schrie so laut, daß die Leute in ihren Gebeten innehielten. Da sagte einer von den Räubern spöttisch lächelnd zu seinen Genossen: „Diese verlangen wohl das Blut des Danadil?“