Wir waren früher drei Brüder. Der eine von uns war Fischer, der andere Barbier, der dritte Kaffeewirt. Wir sagten zueinander: „Wollen uns auf den Weg machen. Wessen Geschäft vorwärtsgeht, darin wollen wir arbeiten und Ersparnisse zurücklegen.“ Wir gingen in eine Provinz. Der Kaffeewirt und der Barbier arbeiteten. Da in dem Lande kein See war, so konnte der Fischer nicht arbeiten. Der Kaffeewirt und der Barbier sagten zu mir: „Dein Geschäft geht hier nicht, gehe in ein anderes Land.“ Ich ging von dort weg und kam in ein Land wie Smyrna. Ich setzte mich in ein Kaffee. Vor dem Kaffee war ein See oder ein Meer, in dem man Fische fing. Da es mein Geschäft war, fing ich an, so und so, nach beiden Seiten, die Bewegungen des Netzeinziehens auszuführen. Der Kaffeewirt sagte zu mir: „Bist du verrückt? Was machst du?“ Ich sagte: „Ich bin Fischer.“ Da [138]sagte er: „Ich werde dir ein Schiff kaufen. Arbeite in deinem Gewerbe.“ Er kaufte mir für siebenhundert Piaster ein Schiff. Ich fuhr aufs Meer, warf die Netze aus und legte mich hin, dann stand ich auf und fand in dem Netze einen Fisch. In dem Lande war ein Jude. Dem war im Traume gesagt: „Es wird ein Fisch gefangen werden, den mußt du kaufen.“ Ich kam an die Landungsstelle. Der Jude kam und sagte: „Gib mir schnell den Fisch.“ Ich sagte: „Ich will ihn selber essen, ich verkaufe ihn nicht.“ Er sagte: „Ich werde dir hundert Piaster geben, gib mir den Fisch.“ Ich antwortete: „Nein, ich gebe ihn nicht.“ — Ich dachte, er macht Scherz. — Er sagte: „Ich werde dir geben fünfhundert Piaster, gib ihn mir.“ Ich sagte: „Gib das Geld.“ Da zog der Mensch fünfhundert Piaster heraus und gab sie mir. Ich gab ihm den Fisch und ging ins Kaffeehaus. Mein Freund der Kaffeewirt sagte: „Nun, was hast du gemacht. Hast du nichts mitgebracht?“ Ich sagte: „Ich habe einem Juden einen Fisch für fünfhundert Piaster verkauft. Ich weiß nicht, ob es Trug oder Wahrheit ist. Ich glaube es nicht.“ Ich gab das Geld meinem Kameraden. Als es Abend wurde, sagte er zu mir: „Vorwärts, geh noch einmal auf den Fischfang.“ Ich ging auch. Wieder erschien dem Juden der Fisch im Traum. Es wurde ihm gesagt: „Kaufe den Fisch, für wieviel tausend Piaster er auch verkauft wird.“ Ich fing wieder einen Fisch. Als ich wieder an die Landungsstelle kam, sagte der Jude zu mir: „Gib mir den Fisch.“ Ich antwortete: „Wenn du mir zweitausend Piaster gibst, will ich ihn dir geben.“ Der holte das Geld heraus und gab es. Ich gab das Geld meinem Kameraden, dem Kaffeewirt, und ging am Abend wieder auf den Fischfang. Wie das vorige Mal fing ich wieder einen Fisch. Wieder erschien er dem Juden im Traum. Ich nahm den Fisch und schnitt ihm den Bauch auf. Da kam ein Napf zum Vorschein. Ich wusch es im Meer ab und trank einen Schluck. Da kam ein Mohr, sagte „Gesundheit“ und legte eine Handvoll Goldstücke in das Napf. [139]Ich sah mich nach beiden Seiten um, sagte: „Was ist das?“ und trank noch einmal. Wieder legte der Araber eine Handvoll Goldstücke hinein. Ich stieg ans Land. Wieder kam der Jude und sagte: „Wo ist der Fisch?“ Ich antwortete: „Da ist der Fisch, sein Bauch ist aufgeschnitten.“ Da sagte er: „Gerechter Gott!“ ging weg und wurde verrückt. Ich ging ins Kaffeehaus. Mein Kamerad ließ den Fisch kochen. Als er ihn aß, sagte er: „Bring schnell ein Glas Wasser.“ Ich ging hin, brachte in dem Napf, aus des Fisches Magen, Wasser und gab es meinem Kameraden. Man sagte: „Gesundheit“ und gab ihm eine Handvoll Goldstücke. Mein Kamerad sagte: „Gib noch etwas Wasser, der Fisch hat durstig gemacht.“ Ich ging hin und brachte nochmals Wasser. Wieder sagte man: „Gesundheit“ und gab eine Handvoll Goldstücke. Mein Kamerad sagte: „Was ist das für eine Geschichte.“ Ich sagte: „Das ist aus dem Bauch des Fisches gekommen. Nun wollen wir in unsere Heimat gehen. Jetzt haben wir viel Gold.“ Mein Kamerad sagte: „Dies Napf gehört dir, nimm es.“ Ich antwortete: „Nimm du es.“ Er sagte: „Ich nehme es nicht, nimm du es.“ Er gab das Napf mir und ging in seine Heimat. Ich nahm mir einen Meister, der mir auf dem Meer ein Schloß bauen sollte und schloß den Handel mit ihm ab, daß er für jeden Hammerschlag ein Pfund bekommen sollte. Ich ließ ein solches Schloß bauen, das sich nicht beschreiben läßt. Als ich eines Tages darin saß, kommt eine Dame mit ihrer Dienerin, grüßte und setzte sich. Während wir uns freundschaftlich unterhalten, sagte sie: „Gib mir zu trinken.“ Ich gab ihr Wasser in dem Napf aus des Fisches Magen. Wieder sagte man: „Gesundheit.“ Das Mädchen sagte: „Gib noch einmal Wasser in diesem Napf.“ Ich gab es ihr. Sie sagte: „Gib mir dies Napf.“ Ich sagte: „Wenn du dich mir hingibst, will ich dir das Napf geben.“ Sie sagte: „Gut, komm am Freitag in unser Schloß. Da wollen wir es machen.“ Dann beschrieb sie mir den Weg zu ihrem Hause. Ich ging dann hin. Als das Mädchen dort [140]am Fenster saß, erblickte sie mich, ließ einen Strick hinab und zog mich hinauf. Ich ging zu ihr, wir vollzogen die Sache und ich ließ ihr das Napf zurück. Danach bekam das Mädchen hiervon ein Kind. Als ihr Vater das merkte, sagte er: „Was ist das für ein Kind? haben wir denn gar keine Ehre?“ Sie führten das Mädchen auf einen Berg und wollten es töten, taten es aber doch nicht und ließen es zurück. Das Mädchen ging auf die Berge, kam zu einem Hirten, zog die Kleider des Hirten an und gab ihm seine.
Das Mädchen kam in Männerkleidung in ein Land und sah einen alten armen Schilfsammler und sagte zu ihm: „Nimmst du mich heute als Gast auf?“ Der sagte: „Ich habe kein Brot und nichts zu essen.“ Die Frau des Alten sagte: „Der Arme mag hereinkommen und diese Nacht bei uns schlafen.“ Sie schlief jene Nacht dort und brachte ein Kind zur Welt und sagte: „Zeige dies, mein Kind, niemandem, wollen es verwahren.“ Die sagten: „Wir sind arm und können nicht dafür sorgen.“ Da zog sie ein Goldstück heraus und gab es. Da sagten sie: „Wenn du es gibst, wollen wir danach sehen.“ Das Mädchen ging in ein großes Kaffeehaus. Vor dem Kaffeehaus war eine Quelle. Dort legte sie die Form eines Napfes hin und stellte einen Menschen auf und sagte: „Einen jeden, der aus diesem Napf trinkt und sich so das Napf ansieht und seufzt, bringe zu mir.“ Eines Tages kam ein Mann, trank aus dem Napf, sah sich das Napf an und seufzte. Man ergriff den Menschen und brachte ihn zum Kaffeewirt. Der sieht, daß es ein Verrückter ist. Man schickte den Mann, der das Napf genommen hatte, ins Bad, zog ihm wieder Kleider an. Er setzte sich ins Kaffeehaus.