Kaspar hatte sich ängstlich in eine Ecke geflüchtet. Einen einzigen Apfel hatte er aufzuheben gewagt, er hielt ihn in der Hand und dachte bedrückt: „Wenn ich ihn esse, hören sie es vielleicht.“ Wie er nun so stand und sich ängstlich im Saale umschaute, fiel sein Blick auf den goldenen Baldachin über dem Platz des Königspaares. Wenn er dort oben säße, dann würde er sicher ganz ungestört das ganze Fest mit ansehen können. Er sah sich den Baldachin an und fand, daß es gar nicht so schwer war hinaufzukommen, und während sich die Seite 221Diener noch gegenseitig stritten, kletterte er geschwind hinauf. Dabei verlor er aber seinen Apfel; das dröhnte ordentlich, als der herunterfiel und durch den ganzen Saal rollte. „Hier spukt es, o Himmel, hier spukt es!“ schrie der alte Haushofmeister. „Hier ist doch kein Apfelbaum, von dem die Äpfel herunterfallen können!“
„Nein, ein Apfelbaum ist wirklich nicht hier,“ sagte der Obertellerabwischer und drehte sich wie ein Kreisel auf seinen Absätzen herum, „ich sehe keinen.“
„Seht doch nur, wie der Thronhimmel wackelt,“ schrie plötzlich der Obermesserputzer so laut, daß Kaspar beinahe von seinem hohen Sitz heruntergefallen wäre. Vor Schreck blieb er mucksstill sitzen, und als alle Diener hinaufsahen, wackelte der Baldachin nicht mehr. „Du hast geträumt, lieber Obermesserputzer,“ sagte der Obermesserbänkchenverwahrer spöttisch.
„Ich bin noch nicht so kurzsichtig wie du, der neulich einer echten Prinzessin nur ein silbernes Messerbänkchen hingelegt hat,“ höhnte der Obermesserputzer.
„Sputet euch, sputet euch!“ schrie der Haushofmeister erschrocken, „in zwei Minuten kommt der König. Geschwind, geschwind! Oh, die Schande, wenn nicht alles zu rechter Zeit fertig ist!“