„Nein, gewiß nicht,“ sagte der Haushofmeister und verbeugte sich ganz tief. „Ein Apfelbaum ist auch nicht im Saal, und doch ist vorhin ein Apfel durch die Luft geflogen.“
„Ei, das spukt hier wohl?“ rief der König. „Na, das wäre ja eine nette Sache, wenn es in unserm königlichen Speisesaal spuken sollte.“
Die holde Prinzessin rief kichernd: „Ach, das wäre so schön! Ich habe mir schon immer gewünscht, einmal ein Gespenst zu sehen, und heute ist mein Geburtstag. Wenn doch gleich eins käme!“
„Nun, wenn heute ein Gespenst erscheint, dann schenke ich es dir,“ sagte der König lachend, und die Prinzessin klatschte in ihre schneeweißen Händchen und jubelte: „O wie freue ich mich, o wie freue ich mich!“
„Ich heirate sie ganz gewiß, sie gefällt mir zu gut,“ dachte Kaspar und beugte sich weit vor. Nein, wie gut das roch! Er schnupperte wie ein Mäuschen, das eine Speckschwarte riecht. Ach, der Bratenduft! Er spürte wieder gewaltigen Hunger, und sein Magen knurrte so laut, daß unten die Prinzessin rief: „Es ist ein Wolf im Saal, ich höre ihn knurren!“
„Nein, eine Katze schnurrt,“ sagte ein alter Graf, der Katzen nicht leiden konnte.
Seite 224„Ich glaube, es ist ein Frosch, der quakt,“ flüsterte ein Hoffräulein zimperlich, vor Fröschen graulte sie sich sehr.
Inzwischen hatten zwei Diener eine mächtige goldene Schüssel voll Kompott gebracht, die stellten sie vor die Frau Königin hin. Kompott teilte diese immer selbst aus, es wurde sonst zu viel davon gegessen.
„Ach, wie fein!“ dachte Kaspar. „Könnte ich doch mitessen!“
Das roch so köstlich wie ein großer Obstgarten und ein großer Zuckerladen dazu. Noch weiter beugte sich der Bube vor, und als die Königin dem Diener immer einen gefüllten Kompotteller nach dem andern reichte, da griff er unwillkürlich danach, und dabei rutschte ihm sein silbernes Döschen mit dem Farnsamen aus der Hand, und platsch fiel es in die goldene Kompottschüssel hinein.
Die Königin schrie laut auf: „Wo ist denn meine Schüssel hin?“
„Sie war doch eben da,“ sagte der König betroffen und setzte sich geschwind seine Brille auf. „Hm ja, liebe Frau, wo ist denn die Schüssel?“