Georg Goldfisch kam langsam aus dem Schilf hervor geschwommen. Unsicher sah er sich um. War auch wirklich nirgendwo an der Wasseroberfläche des Gartenteichs ein Schatten zu sehen? Nein. Alles war in Ordung. Für den Moment musste er sich nicht fürchten, von irgendwem gefressen zu werden. Georg atmete auf und schwamm ins Freie. Er beeilte sich, um auf die andere Seite zu kommen, wo bereits sein Freund Gustav, ebenfalls ein Goldfisch, schon auf ihn wartete.
»Hast du wieder Angst, dass der Kranich auf die Jagd mach?«, fragte Gustav und konnte sich ein leichtes Grinsen nicht ganz verkneifen. »Aber das ist schon in Ordnung. Du kommst nämlich genau richtig. Ich habe mir etwas überlegt, dass uns in Zukunft von Angriffen beschützen wird. Komm mal mit.«
Seite an Seite schwammen sie am Schilf entlang, in dem Gustav seit Tag und Jahr lebte, bis sie vor dessen Bastelhütte ankamen. Mit einer seiner Flossen öffnete Gustav die Tür und präsentierte seine neueste Erfindung. Vor sich sahen sie eine Kugel, die zu großen teilen aus metall und vorn aus Glas bestand.
»Was soll das denn sein?«, wunderte sich Georg. »Ist das so ein Ding, das die Menschen Christbaumkugel nennen? Ich habe schon einmal davon gehört.«
Gustav schüttelte den Kopf und ließ die Augen kreisen. »Nein, das ist ein Untersee-Boot, kurz U-Boot. Damit kann man im Wasser umher schwimmen, ohne angreifbar zu sein. Das wird uns von nun an vor jedem Tier schützen, das uns fressen will.«
»Wow.«, war Georg begeistert. »Das ist die beste Idee, die ich jemals gesehen habe.«
Gustav öffnete den Zugang zum U-Boot. Sie schwammen hinein, schlossen ab und nahmen hinter der Glasscheibe Platz. Kurz darauf steuerten sie ihr Gefährt durch den Teich.
Ein wenig Angst hatte Gustav trotzdem. Konnte er diesem Ding wirklich vertrauen?
»Was macht ihr denn da?« Goldfisch Gerda kam gerade aus dem Schilf geschwommen. Neugierig umrundete sie das U-Boot, konnte sich aber keinen Reim darauf machen, was sie da sah.
»Das ist eine schwimmende Schutzhülle, die uns vor Angriffen schützt.«, erklärte Gustav stolz.
»Wenn sie das auch wirklich kann.«, murmelte Georg unsicher hinterher.
In diesem Moment tauchte ein großer Schatten über dem Teich auf. Der lange, spitze Schnabel eines Reihers tauchte ins Wasser, prallte am U-Boot ab und schnappte sich stattdessen Gerda.
»Puh!« Georgs Herz raste wie wild. »Dein U-Boot ist tatsächlich der beste Schutz, den man sich denken kann. Ich werde es nie wieder verlassen.«
Und dann dachte er noch einmal an Gerda und ob es ihr dort gut ging, wohin sie nun vom Reiher geflogen wurde.