In der Nähe von Iserlohn, im Tal der Läger, lebte einst ein wunderschönes Mädchen. Alle hatten es von Herzen lieb, denn das Mädchen war nicht nur schön und sittsam, sondern auch fleißig und geschickt. Sie arbeitete als Spinnerin und stellte feines Garn her.
Eines Tages entdeckte ein Erdmännchen die schöne junge Frau und verliebte sich in sie. Von nun an half das Männchen, das nicht einmal halb so groß wie sie war, der jungen Frau bei der Arbeit. Und das Handwerk, was voran schon schön gewesen war, wurde nun noch schöner, das Garn noch feiner. Und weil sich die beiden so gut verstanden, gab das Mädchen dem Erdmännchen – obwohl er kein Mensch war – das Wort auf ewig bei ihm zu bleiben und seine Frau zu werden.
Nun hatte die junge Frau aber auch zahlreiche Freundinnen. Und als sie diesen von ihrer Verbindung mit dem Erdmännchen erzählte, lachten sie nur herzhaft und meinten, dass könne ja wohl nicht ihr Ernst sein. „Mit einem Erdmännchen kann man nicht verheiratet sein“, sagten sie.
Nun wurde es dem Mädchen schwer ums Herz, doch dem Erdmännchen erzählte sie nichts von ihren Sorgen. Das kam weiterhin jeden Tag in dem Glauben, die junge Frau würde bald seine Gattin werden. Es spann gemeinsam mit dem Mädchen inzwischen so feine Garne, dass die Käufer von weit her anreisten, um das Garn zu kaufen, das unzerreißbar wie ein Kettchen war. Kaum jemand konnte glauben, dass allein die beiden zarten Hände des Mädchens solches fertigen können. Doch niemand erfuhr je von der fleißigen Hilfe des Erdmännchens.
Die Jahre gingen ins Land und die Freundinnen des Mädchens schritten nach und nach zum Traualtar. Nun wünschte sich auch das schöne Mädchen einen Ehemann, und zwar einen, der wie sie ein Mensch war. So fragte das Mädchen eines Tages das Erdmännchen nach seinem Namen, doch das Männlein blieb der jungen Frau eine Antwort schuldig. Immer wieder stellte sie nun die Frage, doch nie erhielt sie eine Antwort. „Ich muss doch wissen, welchen Namen ich nach der Hochzeit mit dir tragen werden“, versuchte sie zu argumentieren. Doch das Erdmännchen blieb still.
Die junge Frau wurde immer trauriger, immer verzweifelter. Als eines Abends das Erdmännchen zu ihr kam, schrie sie es an: „Ich will jetzt endlich deinen Namen wissen.“ Wie angewurzelt blieb das Männlein stehen. Schweigend. Doch das Mädchen konnte sich nicht beruhigen und schrie weiter: „Heißt du vielleicht Hoppetinken?“
Da wurde das Männlein rot vor Wut. „Das hat dir der Teufel gesagt“, rief es. Dann wurde es abermals ganz still. Es drehte sich um und ohne ein Wort des Abschieds verschwand das Erdmännchen.
Es wurde nie mehr gesehen.