In Soest lebte vor langer Zeit einmal ein bitterarmer Schuster. Er besaß so wenig, dass er nicht einmal seinen Kindern ein vernünftiges Essen am Tag anbieten konnte. Krankheit und persönliches Unglück hatten den ansonsten fleißigen Mann in diese Situation gebracht - und er kam und kam einfach nicht mehr aus ihr heraus, so viel er auch arbeitete.
Doch dumm war der Schuster nicht! Eines Tages, als seine Frau wieder einmal ein Wassersüppchen serviert hatte, ging der Meister noch einmal am späten Abend in seine Werkstatt zurück.
„So kann es nicht weitergehen“, dachte er bei sich. „Ich brauche Geld, und das dringend, wenn wir nicht alle vor lauter Hunger sterben wollen! Und wenn das Geld auch vom Teufel ist...!“
Der Schuster hatte den Satz noch nicht ganz ausgesprochen, da stand - wie aus dem Nichts - ein stattlich gekleideter Mann vor ihm. Er trug Kleidung vom Feinsten, hatte Silberspangen an den Schuhen und lächelte den Schuster an.
„Du hast von mir gesprochen“, sagte er freundlich. Der Schuster staunte nicht schlecht! Da stand doch tatsächlich der Leibhaftige vor ihm. Er musterte ihn sorgfältig und dachte: „Nun musst du auf der Hut sein, armer Schuster!“
Doch der Teufel ließ sich nicht beirren. „Ich habe dir das Geld gleich mitgebracht, das du für dein Geschäft und deine Familie benötigst!“ Der Teufel stellte ein großes Glas auf den Tisch, das über den Rand hinaus mit Geldstücken gefüllt war.
„Gibt mir das Geld in 10 Jahren zurück“, sagte er und schmunzelte. „Und weil ich so ein Guter bin, brauchst du mir nur gestrichen so viel zurückgeben, wie ich dir jetzt ausgehändigt habe.“ „Ach ja“, fuhr der Teufel nach einer kurzen Weile fort, „kannst du das Geld dann nicht zurück bezahlen, so werde ich dich samt deiner Lieben zu mir in die Unterwelt holen.“ Dann lachte er teuflisch auf!
Der Schuster überlegte einen kurzen Moment, ob er sich auf den Handel einlassen solle. Plötzlich durchzuckte ihn ein Geistesblitz: „Darf ich dir das Geld auch vor Ablauf der 10 Jahre zurück geben“, fragte er bescheiden.
„Na klar, lieber Meister“, gab der Teufel zurück. Da strich der Schuster mit der Hand über das übervolle Glas, die obersten Geldstücke purzelten auf die Tischplatte und er sammelte sie alle ganz schnell auf. Dann reichte er dem Teufel die mit Geldstücken gefüllte Hand und sagte: „Lieber Geselle, hier hast du deinen gestrichenen Teil wieder.“
Der Teufel staunte nicht schlecht und gab sich schließlich geschlagen. In Soest hatte er also seinen Meister gefunden. Und der Schuster? Der lebte den Rest seines Lebens in Wohlstand und Freude.