Als Geoffroy abreisen wollte, kam ein Bote zu ihm mit einem Brief von seinen Eltern, worin sie ihm meldeten, daß sie gesund wären, auch Nachrichten von ihren Söhnen hätten, die sehr erfreulich, dabei sei ihr Sohn Freymund im Kloster Malliers, nahe bei ihnen, ein Mönch geworden, um Gott für alle zu bitten. Wie Geoffroy las, daß sein Bruder Freymund ein Mönch geworden sei, ward er so zornig und wüthend, daß er nicht anders, wie ein wilder Eber schäumte, und alle die zugegen waren, vor Furcht schwiegen und nicht wußten, was sie sagen sollten. Er rief aus: die schelmischen und nichtswürdigen Mönche haben meinen Bruder bezaubert und betrogen, daß er nicht, wie wir alle gethan haben, die Ritterschaft ergreifen will; muß ich mich mit Riesen herumschlagen, und soll er indessen ein Mönch werden? Nun warlich, es soll ihnen und dem Abte übel gerathen, denn ich will sie alle zusammen verderben und verbrennen!
Ueber diese Rede entsetzten sich alle; den Boten aus dem Lande Norhemen aber befahl er seiner an dieser Stelle zu warten, denn er werde bald wieder kommen. So ritt er im Grimme fort und kam bald auf seinem Wege nach dem Kloster Malliers. Wie der Abt und die Mönche ihn kommen sahn, gingen sie ihm höflich entgegen, um ihn zu begrüßen und ihm Willkommen zu sagen, aber Geoffroy fuhr sie gleich zornwüthig an und schnaubte ihnen entgegen: Ihr bösen Mönche, warum habt Ihr meinen Bruder also verführt, daß er ein Mönch geworden und die Ritterschaft verläugnet hat? Daran habt Ihr übel gethan und ich will Euch bestrafen, denn Ihr sollt alle Euer Leben hergeben.
Ueber diese Rede erschraken der Abt und die Mönche; der Abt erwiederte: wir haben mit nichten Euren Bruder verführt, er ist aus freiem Willen und aus Andacht in unser Kloster gekommen, hier steht er gegenwärtig und Ihr könnt ihn selbst darum fragen.
Freymund sagte hierauf: lieber Bruder, ich schwöre Dir, daß mich Niemand überredet hat, sondern daß ich hierin bloß meinem eigenen Triebe gefolgt bin, so ist es meine eigne Schuld, daß ich bin ein Mönch geworden, denn ich tauge nicht zum Ritter, ich habe in mir ein Verlangen zum gottseligen Leben gespürt, so habe ich denn nichts bessers gewußt, als mich hieher zu begeben, wo ich für alle und auch für Dich beten will.
Geoffroy aber blieb in seinem Zorn und kein Zureden und Bitten vermochte etwas über ihn; er stieg von seinem Pferde ab, besetzte das Kloster mit seinen Leuten, ließ einen großen Haufen Heu, Stroh und Holz auf einen Platz bringen, zündete dieses gegen den Wind an, und verbrannte so seinen leiblichen Bruder nebst hundert Mönchen, die alle in die Kirche geflohen waren.
Als die That vollbracht war, sah Geoffroy ein, daß er Unrecht gethan hatte; er bereute sie heftig, weil er glaubte, sich an Gott versündigt zu haben, schalt und fluchte auf sich selber, und verwünschte sich in den Abgrund der Erden hinein, daß er niemals mehr das Tageslicht erblicken möchte, doch war es nun zu spät mit seiner Reue und seinem Wehklagen. Setzte sich deshalb wieder zu Pferde, und ritt nach der Stelle in größter Eile zurück, wo er den Boten aus dem Lande Norhemen gelassen hatte, fuhr mit ihm in einem Schiffe ab, der Wind war günstig und so ging die Fahrt nach dem Lande Norhemen glücklich von Statten.