Da ist klein Hilde aufgewacht,
Und hat die Aeuglein aufgemacht:
Und all die Sonnenpracht umher!
Und all das Duften, süß und schwer!
Und sieh' – die Blumen neigen sich,
Umkreisen sie gar seltsamlich –
Sie trägt ein rosenfarben Kleid,
Das strahlet hell von Taugeschmeid'.
Und Rosen trägt sie in dem Haar,
Und Rosen in den Händen gar.
Die Blumen knieen vor ihr hin:
Heil unsrer Rosenkönigin!
Und eh' sie weiß, wie ihr geschah,
So ruhet sie auf Rosen da;
Und allgewärtig ihren Winken
Die Blumen stehn zur Rechten und linken,
Und Hilde grüßt nach allen Seiten
Huldvoll, wie sie vorüberschreiten.
Aus Blumen trinkt sie den Blütenwein
Und nascht den goldnen Honigseim.
Die Sonne wirkt ihr die goldne Kron'
Und die glänzenden Flitter für den Königsthron.
Die Schmetterlinge tanzen vor ihr,
Die Grillen spielen auf dafür.
So ruhet sie an Baches Rand
Als Königin übers ganze Land.
Da – horch! was rauscht es ihr zu Füßen?
Und welch ein Nicken, Winken, Grüßen
Von Blum' und Moos am Ufer dort?
Das Wasser schwillet fort und fort –
Und aus den grauen Nebelwogen,
Da kommt es zu ihr hergezogen
So wunderselig. Aus dem Fluß
Erhebet sich mit süßem Gruß
Der Nix in silbernem Gewand
Und hält die Harfe in der Hand
Die gibt gar traurig hellen Ton –
Ob's Glück mit Thränen gemischt sei schon.
Er breitet die Arme aus nach ihr:
»O Rosenkönigin, komm' zu mir!
Ich will in meinem Arm Dich hegen,
Ich will Dich schaukeln auf der Flut;
Die zarten Glieder sollst Du legen