Es fehlte schon wieder etwas in der Vorratskammer.
Es hatte vor ein paar Tagen begonnen. Seitdem verschwanden immer wieder Lebensmittel, die niemand gegessen haben konnte. Trotzdem waren sie nicht mehr zu finden.
Heinrich, der allein lebte, konnte es sich nicht erklären. So vergesslich war er in seinem langen Leben nie gewesen.
Irgendwer musste sich also regelmäßig Zugang zum Haus verschaffen. Doch warum stahl der Dieb nur Lebensmittel, kein Geld oder andere Wertsachen? Das machte doch gar keinen Sinn.
Heinrich war verwirrt. Er musste etwas unternehmen. Er nahm sich vor, in der Nacht Wache zu halten.
Die Sonne ging, der Mond kam und mit ihm die Nacht. Es war aber nicht nur die Nacht, die sich über Heinrichs Haus legte. Sie brachte auch eine unglaubliche Müdigkeit mit sich.
Heinrich saß im Flur auf einem Stuhl, langweilte sich und gähnte immer wieder, bis er irgendwann eingeschlafen war.
Am nächsten Morgen stellte er bestürzt fest, dass der Zucker verschwunden war.
Er musste also einkaufen gehen und sich auf die nächste Nacht vorbereiten.
Der nächste Abend kam, Heinrich bereitete sich vor. Dieses Mal wollte er alles richtig machen und wach bleiben. Darum verzichtete er auf seinen Stuhl und blieb einfach auf seinen Beinen stehen.
Aber auch dieses Mal konnte er nichts gegen die Müdigkeit unternehmen. Ihm fielen irgendwann die Augen zu. Dann rutschte Heinrich langsam an der Wand herab und schlief selig bis zum nächsten Morgen. Wieder musste er den Verlust eines Lebensmittels feststellen.
Es kam der dritte Abend. Heinrich hatte bereits mit dem Gedanken gespielt, die Polizei um Hilfe zu bitten. Allerdings hatte er die Befürchtung, nicht Ernst genommen zu werden. Immerhin handelte es sich nur um verschwundene Lebensmittel.
Was also tun?
Heinrich sah sich in der Vorratskammer um. Ein Sack Erbsen fiel ihm ins Auge, die er für den nächsten Tag brauchte. Die sollten auf keinen Fall geklaut werden. Er wollte sie in Sicherheit bringen. Dabei stolperte er über ein Bein seines Stuhls. Das Säckchen fiel zu Boden, platzte auf und der Inhalt verteilte sich über den gesamten Boden des Flures.
Heinrich sah sich das Maleur an und dachte nach. Es dauerte ein paar Sekunden, bis ihm etwas einfiel.
Er ließ die Erbsen einfach liegen. Vielleicht konnten sie ihm in der Nacht noch gute Dienste leisten.
Dann setzte er sich auf seinen Stuhl und schlief dort ein.
Ein paar Stunden später wurde Heinrich durch ein lautes Geräusch geweckt. Irgendwer befand sich im Flur und gerade gegen die Wand gekracht.
Sofort griff Heinrich zu seiner Taschenlampe und sah sich um. Neben ihm lang ein Waschbär auf dem Boden, der auf den Erbsen ausgerutscht war und nicht mehr auf die Füße kam.
Heinrich grinste. Er hatte den Übeltäter auf frischer Tat ertappt. Vorsichtig stülpte er eine Kiste über den Dieb und verständigte am nächsten Morgen nicht die Polizei, dafür aber einen Tierfänger, der sich um den Waschbären kümmern würde.