Die Sommerferien hatten begonnen. Endlich!
Paul lag im Garten auf der Wiese und starrte in den blauen Himmel. So sehr, wie er sich auf die Ferien gefreut hatte, so sehr viel ihm nichts ein, was er nun unternehmen sollte.
Eigentlich wäre er jetzt mit Mama und Papa irgendwo in einem warmen Land am Meer und würde riesige Sandburgen bauen. Doch in diesem Jahr war irgendwie alles anders.
Der Urlaub war abgesagt worden, weil es am Reiseziel zu viele kranke Menschen gab, bei denen man sich anstecken konnte. Also blieb Paul nichts anderes übrig, als sich zu Hause die Zeit zu vertreiben.
Er warf einen Blick zu Mama, die gerade in ihrem Stuhl saß und sich sonnte. Die hatte Paul schon vor einer halben Stunde gefragt, ob sie irgendwas mit ihm spielen wolle, aber eine Absage kassiert.
Auch Papa hatte keine Zeit, der nutzte die Zeit, um das alte Gartenhaus zu renovieren und zu streichen. Das würde wohl den ganzen Urlaub dauern.
»Wenn doch bloß meine Freunde hier wären.«, seufzte Paul. Aber die machten alle irgendwo in Deutschland Urlaub.
»Es ist so übel langweilig hier. Was soll ich bloß machen?«
Er sah wieder zum Himmel hinauf. Von der einen Seite kamen ein paar kleine Wölkchen heran. Das mussten wohl die Vorboten den angekündigten Gewitters sein.
»Na toll! Dann muss ich gleich auch noch ins Haus. Da ist es noch langweiliger.«
Doch dann fiel Paul etwas auf. Eine der Wolken sah aus wie ein Pferd. Eine andere hatte die Form eines Menschen. Die Dritte hätte glatt ein Drache sein können.
Schon entstanden erste Ideen in Pauls Kopf. Der Ritter sattelte sein Pferd, setzte sich auf dessen Rücken und nahm eine große Lanze zur Hand. Dann ließ er sein Reittier die Sporen spüren und galoppierte auf die riesige Feuerechse zu.
Der Drache erkannte die Bedrohung sofort, schwang sich mit Hilfe seiner Flügel in die Luft und spie sein Feuer.
Die heißen Flammen prallten an der Rüstung von Ross und Reiter ab, stoppten diese nur für wenige Sekunden. Es begann ein Kampf um Leben und Tod.
In diesem Moment gesellte sich eine weitere Wolke hinzu. Sie wirkte wie eine junge Magd, die einen großen Schlauch in Händen hielt. Damit spritzte sie zuerst dem Drachen in den Hals und schließlich dem Ritter in die Rüstung.
Das Feuer war gelöscht und der Kampf abrupt beendet.
»Jetzt kommt aber mal langsam runter, Jungs!«, schimpfte die erboste Magd. Jedes Mal, wenn Wolken aufziehen, veranstaltet ihr den selben Mist. Es wird Zeit, dass ihr endlich Frieden miteinander schließt.«
Der Ritter, das Pferd und auch der Drache sahen aus wie begossene Pudel. Sie ließen die Köpfe hängen, stammelten ein wenig herum und entschuldigten sich schließlich beim jeweils anderen.
»Geht doch.«, sagte die Magd zufrieden. »Und jetzt kümmern wir und gemeinsam um einen gelangweilten Jungen, dem gerade seine Fantasie durchgeht.«
Alle Vier umfassten den langen Schlauch, richteten ihn zur Erde hinab und drehten das Wasser auf.
Paul, der gerade noch verträumt in die Wolken geschaut hatte, wurde von oben bis unten nass.
Es hatte zu regnen begonnen. Das Gewitter würde auch schon bald mit Blitz und Donner über das Land ziehen.