Wo bleiben die Gewitter?
Max saß im Garten unter dem großen Sonnenschirm und schwitzte.
»Puh, ist das heiß heute. Da mag ich mich gar nicht bewegen. Hoffentlich wird es bald etwas kühler.«
Er sah auf das große Thermometer an der Wand.
»Was?«, rief er gequält. »Es sind schon sechsunddreißig Grad? Das ist mir echt zu heiß. Wie lange soll das denn so bleiben?«
Das wusste Papa leider auch nicht. »Wir können ja mal das Radio einschalten. Nach den Nachrichten kommt der Wetterbericht.«
Stöhnend erhob sich Papa aus seinem Liegestuhl nahm seine Füße aus dem kühlenden Wassereimer und schleppte sich ins Haus.
»Uh! Ah! Ist das heiß!«
Dann verschwand er durch die Terrassentür. Ein paar Minuten später kam er mit einem kleinen, tragbaren Radio wieder nach draußen. Er steckte ein paar Batterien in ein kleines Fach, suchte nach dem richtigen Sender und drehte die Lautstärke auf.
»Die Nachrichten laufen gerade. Wir haben Glück. Gleich kommt der Wetterbericht.«
Der Sprecher berichtete noch eine Weile von wichtigen, politischen Dingen, bis es dann endlich so weit war.
»Und nun zum Wetter. Der deutsche Wetterdienst hat eine Unwetterwarnung heraus gegeben, die ab heute Abend 18:00 Uhr gilt. Von Westen kommend ziehen Gewitter mit Starkregen, Sturmböen und vereinzelten Hagelschauern auf. In der Nacht ziehen sie dann weiter in den Ostteil des Landes. Morgen bleibt es weiter schwül und es ziehen neue Gewitter auf, die sich vor allem im Sauer- und Siegerland entladen.«
Max seufzte, als Papa das Radio abschaltete.
»Och, man. Der Wetterbericht ist doof. Die sagen immer, dass es abends mit dem Gewitter los geht und sich alles abkühlt, aber hier in Hemer kommt das irgendwie immer einen Tag später als in anderen Städten. Tante Tina in Köln bekommt bestimmt schon heute das Unwetter.«
Mit dieser Behauptung hatte er gar nicht so unrecht. Im Sauerland kamen die Gewitter immer recht spät an.
»Woran liegt das eigentlich? Was ist denn bei uns anders?«
Papa überlegte, zuckte dann aber mit den Schultern. »Keine Ahnung.«
Max grinste. »Den dicken Gewitterwolken ist bestimmt der Weg ins bergige Sauerland zu anstrengend. Das ist wie bei onkel Paul. Der braucht mit seinem dicken Bauch bergauf auch länger als ich.«
Papa lachte.
»Meinst du wirklich? Das kann ich nicht glauben. Wolken laufen doch nicht. Sie fliegen durch den Himmel.«
»Und wenn sie schlapp sind, laufen sie auf dem Boden weiter.«, behauptete Max immer noch. Lass uns einfach nachschauen. Du wirst es dann schon selbst sehen. Fahren wir den Wolken entgegen.«
Das ließ sich Papa nicht zwei Mal sagen. Den Spaß wollte er sich tatsächlich gönnen.
Ein Stunde später, Max und Papa waren gerade mit dem Auto auf einer einsamen, steilen Landstraße unterwegs, als es am Himmel langsam dunkel und grau wurde.
»Das Gewitter ist jetzt ganz nah. Jetzt müssen wir uns nur noch umschauen.«
Und dann sah Papa sie tatsächlich als erster. »Das glaub ich jetzt nicht.«, brachte er keuchend hervor.
»Das sitzt tatsächlich eine Wolke am Straßenrand.«
Mit müden Augen saß sie da und hielt den Daumen der rechten Hand hoch – das Zeichen von Anhaltern.
»Nehmt mich bitte mit!«, rief sie Max und Papa laut entgegen. »Ich schaff den Weg ins Sauerland nicht allein.«
Max lachte und zeigte mit dem Finger auf die Wolke.
»Siehst du? Ich hab es ja gewusst. Nehmen wir sie mit?«
Papa überlegte kurz. »Aber nur, wenn sie über unserem Haus als erstes regnet.«