»Los, Kinder. Wir kommen noch zu spät. Beeilt euch bitte.«
Mama stand bereits vor der Wohnungstür und rasselte mit ihrem Schlüsselbund. Lara und Anna stürmten aus ihren Zimmern hervor und zogen sich ihre Jacken an. Es war Zeit, in den Kindergarten zu fahren.
»Dass ihr beiden aber auch immer trödeln müsst. Irgendwann werden wir es wirklich nicht mehr pünktlich schaffen.«
Die Mädchen verdrehten die Augen und versprachen, demnächst schneller zu sein.
Von einem Augenblick zum anderen saßen sie im Auto in ihren Kindersitzen und schnallten sich an. Mama steckte den Schlüssel ins Zündschloss, startete den Wagen und fuhr los.
Zur gleichen Zeit tat sich etwas in der Wohnung. Menschen waren zwar nicht mehr anwesend, aber irgendein Wesen kam nun aus seinem Versteck heraus und wuselte durch alle Ecken. Doch davon bekam niemand etwas mit.
Einige Stunden später kam Mama wieder von der Arbeit. Sie hatte ihre beiden Töchter abgeholt und fuhr nun nach Hause. Als die drei die Wohnung betraten, staunten sie nicht schlecht – zum wiederholten Male.
»Ich frage mich, was hier jeden Vormittag bei uns geschieht.«
Die Mädchen sahen sich vorsichtig um, aber sie waren ganz allein.
»Wer macht uns denn jeden Tag die Zimmer sauber?«
Selbst Mama wusste auf diese Frage keine Antwort.
Sie konnte sich nicht vorstellen, dass täglich jemand einbrach, um sauber zu machen. Es waren nicht einmal Spuren zu sehen.
»Da werden wir uns wohl dran gewöhnen müssen.«
Es war inzwischen Nacht geworden. Die beiden Schwestern konnten nicht schlafen. Zu sehr nagte die Neugierde in ihren Köpfen. Also standen sie irgendwann auf und schlichen ins Wohnzimmer.
Noch bevor sie die Tür geöffnet hatten, hörten sie leise Geräusche. Es raschelte.
»Was mag das denn sein?«, flüsterte Lara.
»Vielleicht ist es ein Geist.«, vermutete Anna.
Sie drückten die Klinke leise herunter und sahen in den Raum hinein. Dort war tatsächlich ein kleines Wesen unterwegs. Es wuselte hin und her, jagte durch alle Ecken und unter sämtliche Möbel.
»Wir werden es einfangen.«
Die Mädchen sprachen sich ab und stürmten dann durch die Tür. Lara sprang dem Wesen nach, während Anna nach einem Eimer griff. Ein paar Sekunden später hatten sie es gefangen.
»Was machen wir denn jetzt?«, fragte Anna.
Lara zuckte mit den Schultern und hob langsam den Eimer hoch.
Darunter kam ein kleines Fellknäuel zum Vorschein. Es war blau, hatte rote Augen und zitterte am ganzen Körper.
»Was bist du denn?«
Das Wesen rutschte noch ein paar Zentimeter zurück, bevor es antwortete.
»Ich bin Saugi, das kleine Staubmonster. Ich komme immer aus meinem Versteck hervor, wenn Die Menschen schlafen oder fort sind. Ich fresse jeden Dreck, den ich finden kann. Aber nun habt ihr mich leider entdeckt.«
Es schniefte leise und verzweifelt.
»Ihr werdet mich jetzt bestimmt einsperren.«
Doch die beiden Schwestern hatten eine ganz andere Idee.
»Du darfst natürlich bei uns bleiben. Aber Mama mag keine Tiere im Haus. Deswegen müssen wir dich irgendwie verkleiden.«, entschied Anna.
Am nächsten Morgen staunte Mama nicht schlecht. Durch ihr Wohnzimmer wuselte ein kleiner automatischer Staubsauber. Er flitzte hin und her und durch alle Ecken. Überall schluckte er den Staub, Dreck und Wollmäuse. In wenigen Minuten waren der Teppich und der Boden blitzblank sauber.
»Du meine Güte.«, rief sie.
»Woher kommt denn das schicke Gerät?«
Die Mädchen grinsten sich an.
»Den haben wir vor ein paar Wochen im Keller gefunden und hier ausprobiert. Aber dann vergaßen wir ihn wieder. Trotzdem hat er jeden Tag sauber gemacht.«
Mama klopfte ihren Töchtern auf die Schultern.
»Der bleibt jetzt für immer hier. Damit spare ich ganz viel Zeit.«
Sie wusste ja auch nicht, dass sich unter dem Plastikgehäuse ein kleines Staubmonster versteckte, dass sich in seiner Verkleidung pudelwohl fühlte. Von nun an konnte es zu jeder Tageszeit futtern, ohne dabei entdeckt zu werden.